„In Meerbusch hat sich unser Umsatz schnell gesteigert“

Der Online-Lieferdienst Picnic erfreut sich in Meerbusch, Kaarst und Neuss wachsender Beliebtheit. Nun will das Start-up expandieren.

Foto: Bauer

In Reih und Glied parkt eine Armada schmaler Elektroautos vor der Auslieferungshalle von Picnic. Weitere Wägelchen werden drinnen im luftigen „Hub“ an der Meerbusch-Neusser Stadtgrenze mit Kisten befüllt. In den schwarzen ist gekühlte Ware, in den roten alles andere, was man so im Supermarkt kaufen kann — von frischem Obst und Gemüse bis zum Toilettenpapier.

Exakt um 18.15 Uhr schwärmen die Autos zu ihrer zweiten Tagestour aus. Die Kunden in Meerbusch, Neuss, Kaarst und dem linksrheinischen Düsseldorf wissen: Gleich wird meine Bestellung ausgehändigt. Darauf ist Verlass, der Online-Lieferdienst Picnic garantiert ein Zeitfenster von 20 Minuten.

Am Steuer der 50 km/h schnellen Gefährte sitzen „Runner“, in der Mehrzahl männliche Studenten. Alle adrett gekleidet: weißes Hemd, dunkle Jeans, weiße Sneaker, rote Schürze. „Die Uniform symbolisiert unsere Philosophie vom Milchmann, der seine Ware früher direkt zur Haustür brachte“, sagt Frederic Knauth. Er ist einer der drei Gründer des deutschen Start-ups, dessen Vorbild seit 2015 erfolgreich in Holland operiert. „Wir wollten wissen, ob die Deutschen so ticken wie die Holländer“, sagt der 32-Jährige vergnügt. 25 Elektroautos kurven momentan für Picnic herum. Sie werden von der Seite aus bestückt und sind mit nur 1,35 Meter Breite sehr wendig.

In jedem Gefährt weist eine Liste mit Adressen und Telefonnummern den Weg zu den Kunden. Franc Duka übernimmt die Tour nach Büderich, zehn Stationen wird der Student für Wirtschaftsrecht heute abhaken. Ihm gefällt sein Job, auch weil er seine Einsätze (nachmittags, am frühen oder späteren Abend) frei bestimmen kann. Kaum stoppt der Fahrer vor einem Haus Am Breil, öffnet sich schon die Tür. „Pünktlich wie beim vorigen Mal“, lobt der Kunde und nimmt seine zwei Kisten entgegen. „Dieser Service ist eine gute Idee“, sagt er dann, „für den Supermarkt fehlt mir oft die Zeit oder die Lust.“

Frederic Knauth, Mitgründer

Auch die Kundinnen Andrea Kreischer und Michaela Arndt am Brühler Weg sind zufrieden mit Ware und Lieferung. Ihr Nachbar Maximilian Striebeck (“ich bin manchmal zu faul zum Einkaufen“) wartet vor der Haustür, neben sich eine pralle Tüte. „Toll, die nehmen sogar Pfandflaschen mit“, freut er sich und erzählt, wie schnell sich die Kunde von Picnic in seinem Bekanntenkreis herumgesprochen habe. Da man die täglich wechselnden Zeitfenster für seinen Bezirk vorher kenne, sei es kein Problem, sich darauf einzustellen, versichern alle Kunden.

In Deutschland wird nur ein Prozent der Lebensmittel online verkauft. Das sei ausbaufähig, glaubt Knauth. Supermärkte und Discounter tätigen hier eher schleppende Geschäfte. Picnic nimmt keine Liefergebühren und bietet die Waren, die am selben Tag bezogen und zugestellt werden, zu den jeweils günstigsten Preisen an. Nur: Wo bleibt da der Gewinn? „Unsere Logistik ist kürzer und schlanker“, erklärt Knauth. „Wir kaufen zu Großhandelspreisen ein wie jeder Supermarkt. Aber wir müssen keine Lebensmittel wegwerfen, weil wir immer genau wissen, was wir brauchen.“

Die rund 10 000 gelisteten Produkte werden ausschließlich über eine App ausgewählt und geordert. Die Zentrale sitzt in Düsseldorf. Gesammelt werden die Bestellungen in einem Lager in Viersen und von dort nach Neuss zur Auslieferung gebracht. „In Meerbusch hat sich der Umsatz ziemlich schnell gesteigert“, sagt Knauth. „Wir fanden heraus, dass lokale Produkte erwünscht sind. Deshalb sind wir auf hiesige Bauern, Bäcker und Metzger zugegangen.“

Der niederländische Online-Supermarkt Picnic will in den kommenden Monaten in Nordrhein-Westfalen weiter expandieren. Das kündigte der Mitbegründer von Picnic Deutschland, Frederic Knaudt, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur an. Bislang ist das Angebot des Lieferenanten nur in Neuss, Kaarst, Meerbusch und Teilen von Düsseldorf verfügbar. Bis zum Jahresende sollen zwei weitere Regionen hinzukommen, wie Knaudt ankündigte. Welche Regionen dies sind, ließ Knaudt offen. Von der Logistik her komme ganz Nordrhein-Westfalen in Frage.