Heimat in Meerbusch Freie Plätze in Flüchtlingsunterkünften

Meerbusch · Im August ist in der Stadt eine Familie aus Afghanistan eingetroffen. Meerbusch können jederzeit weitere Ortskräfte zugewiesen werden. Problematisch ist das geringe Interesse vieler Geflüchteter an einer Corona-Impfung.

Asylbewerberheim in Lank, Am Heidbergdamm 2

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Tausende afghanische Ortskräfte und deren Familien warten noch immer darauf, nach Deutschland kommen zu können. Auch die Stadt Meerbusch wurde im Sommer von der Bezirksregierung Arnsberg darüber informiert, dass sie zwei Familien aufnehmen solle. „Gekommen sind sie dann aber doch nicht“, beschreibt Erster Beigeordneter Frank Maatz die unübersichtliche Situation. Stattdessen traf im August eine andere Familie aus Afghanistan in der Stadt ein und hat dort eine neue Bleibe gefunden: Eltern und Kinder wohnen seitdem in einer städtischen Unterkunft in Meerbusch.

Möglicherweise bleiben sie nicht die einzigen. Denn nach dem Abzug der westlichen Truppen ist die Zahl derer, die in Europa Schutz suchen, deutlich gestiegen. Allein in Deutschland waren es im Juni knapp 1500 Geflüchtete. Verglichen mit Juni 2020 entspricht das einem Anstieg von mehr als 300 Prozent. „Da sich die Ereignisse für die gesamte Bevölkerung derzeit überschlagen, ist noch keine Einschätzung hinsichtlich einer weiteren Dynamisierung der Zuwanderung möglich“, heißt es von der Meerbuscher Verwaltung. „Uns können also jederzeit weitere afghanische Ortskräfte zugewiesen werden“, fasst Maatz zusammen. Die gute Nachricht: In den städtischen Unterkünften ist für sie noch genug Platz. Maatz: „Wir haben im Stadtgebiet ausreichend freie Kapazitäten.“

In Lank Am Heidbergdamm stehen beispielsweise noch 50 Plätze zur Verfügung. In Büderich sind es 94 (37 an der Cranachstraße und 57 am Hülsenbuschweg). An der Fröbelstraße in Osterath sind aktuell 68 Plätze frei. Die Unterkunft in Bösinghoven wurde Ende Juli sogar mangels Belegung geschlossen, der Sanitärcontainer wurde inzwischen abgebaut. „Diese Unterkunft bleibt auch erst einmal zu“, kündigt der Erste Beigeordnete an. Er betont aber auch: „Sie könnte jederzeit wieder aktiviert
werden.“

Vorerst kommen keine mobilen Impfteams in die Einrichtungen

Grund für die aktuellen Unterbelegungen sind auch die Einschränkungen der Corona-Pandemie. Dadurch sind die Zuweisungen von Flüchtlingen durch das Land teilweise ganz ausgesetzt worden. Zudem wurden in verschiedenen Ländern die Flüchtlingsströme unterbrochen: Viele sitzen etwa in Griechenland, Italien, Rumänien und der Türkei fest. Auch in der Meerbuscher Verwaltung rechnet man aber damit, dass sich nach Abflauen der Corona-Pandemie die Zahl der Geflüchteten möglicherweise wieder sprunghaft erhöhen könnte.

Problematisch bewertet die Verwaltung weiterhin das eher geringe Interesse der Bewohner der städtischen Unterkünfte an einer Impfung gegen das Coronavirus. „Die Angebote werden mittlerweile von der Bevölkerung insgesamt deutlich weniger angenommen“, berichtet Frank Maatz. In den Flüchtlingsunterkünften kämen aber noch sprachliche und kulturelle Barrieren hinzu. „Wir haben versucht, die Bewohner offensiv aufzuklären“, so Maatz. Mit Ehrenamtlichen aus der Flüchtlingshilfe, mit Dolmetschern und mit Flyern in verschiedenen Sprachen. Aber viele Geflüchtete hätten große Vorbehalte gegen eine Impfung. „Teilweise sind da Gerüchte im Umlauf, gegen die man auch mit Aufklärung einfach nicht ankommt“, so Maatz’ Erfahrung.

Künftig werden in den Unterkünften auch keine mobilen Impfteams mehr eingesetzt. „Wir planen in dieser Hinsicht nichts. Auch vor dem Hintergrund, dass das Impfzentrum des Rhein-Kreises Neuss und der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in der Hammfeld-Halle seit Freitag geschlossen ist“, sagt der Erste Beigeordnete. Bei den bisherigen Impfaktionen der mobilen Teams des Rhein-Kreis Neuss gab es in Meerbusch insgesamt vier Impftermine in den Unterkünften. Verwendet wurde der Impfstoff der Firma Biontech.

Von den insgesamt 388 Bewohnern der städtischen Unterkünfte waren zu diesem Zeitpunkt 225 impfberechtigt. Bei den ersten beiden Impfterminen wurden dann 70 Personen erstmalig geimpft, davon erschienen noch 64 Personen zur Zweitimpfung. Später wurden alle bis dahin nicht geimpften Personen noch einmal angesprochen und zur Impfung aufgefordert. Dadurch konnten weitere 24 Personen erstmalig geimpft werden. Zur Zweitimpfung erschienen von denen dann 21 Personen. Damit liegt die Impfquote (vollständig Durchgeimpfte) in den Flüchtlingsunterkünften bei unter 40 Prozent.

Obwohl vorerst keine mobilen Impfteams mehr in die Einrichtungen kommen werden, haben Geflüchtete in Meerbusch aber weiterhin die Chance, sich doch noch impfen zu lassen. Eine Mitarbeiterin der Verwaltung teilt dazu mit: „Wer sich demnächst doch für eine Impfung gegen das Coronavirus entscheidet, kann über die vor Ort eingesetzten Hauswarte Impftermine bei entsprechenden Hausärzten vereinbaren.“