Bildung in Meerbusch Lesehunde an Grundschulen im Einsatz

Büderich · Vier Lesehund-Teams sind an Meerbuscher Grundschulen unterwegs. Die Hunde helfen leseschwachen Schülern beim laut Vorlesen. Die Vierbeiner sind geduldige Zuhörer, sie meckern nicht und lachen kein Kind aus.

Lesehund-Team Elke Platen-Büchle mit Rauhaar Teckel Bilbo hören Ahmed an der Adam-Riese-Grundschule genau zu. Kleine Fehler werden liebevoll direkt korrigiert.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Die Kinder auf dem Schulhof erkennen ihn sofort: das ist Bilbo, der Lesehund. Freudig beobachten sie ihn, wie er mit seinem Frauchen „zur Arbeit geht“. Seit den Herbstferien sind in Büderich an zwei Grundschulen Lesehunde Teams unterwegs, die den leseschwachen Kindern helfen, laut vorzulesen – denn Bilbo, Lykos, Marlie und Lola sind die Zuhörer.

Initiiert hat diese „Lesehund-Aktion“ die Meerbuscher Kinder- und Jugendärztin Irene von Seebach Ende vergangenen Jahres. Sie war durch eine Publikation auf diese tierische Lesehilfe aufmerksam geworden, die bereits in Bayern und Norddeutschland erfolgreich praktiziert wird.

Ausbildungswochenende
für Hund und Besitzer

Das Projekt Lesehunde der Johanniter Hilfsgemeinschaft Meerbusch (JHG) startete in diesem Jahr mit einem Ausbildungswochenende für Hund und Besitzer. Helmut Winter, der bei den Johannitern für die Ausbildung im Bereich tiergestützte Intervention zuständig ist, stellt klar, dass nicht jeder Hund in den Schulen eingesetzt werden könne. Deshalb werde bei dem Ausbildungswochenende ein Wesenstest mit den Hunden absolviert. Dabei spielt die Hunderasse keine Rolle: die Hunde, ob Dackel oder Labrador, müssen freundlich und ruhig sein, den Umgang mit Kindern gewohnt sein und sehr umgänglich sein. Für die Besitzer steht eine Theorie- und Praxisausbildung an, die mit einem Zertifikat bescheinigt wird. Danach geht es in den Schuleinsatz. „Ich habe vier ganz tolle Teams, die an der Adam-Riese-Grundschule und an der Mauritius Grundschule seit einigen Woche im Einsatz sind“, beschreibt Irene von Seebach die ersten Schulwochen. Zwölf Kinder aus dem zweiten, dritten und vierten Schuljahr nehmen bislang an den Stunden – es sind jeweils 20 Minuten für jedes Kind – mit den vierbeinigen Zuhörern teil. Nach Zustimmung der Eltern wurden sie von den Lehrern ausgewählt, sich einmal in der Woche in einer gesonderten Leseecke außerhalb des Klassenraums mit dem Hund und seinem Frauchen zu treffen. Und alle Beteiligten sind begeistert. Den Hundebesitzerinnen macht die Stunde mit den Kindern und ihrem Hund viel Spaß, die Hunde hören aufmerksam zu, und die Kinder verlieren jegliche Scheu, laut zu lesen. Denn der Hund meckert nicht bei Fehlern, lacht das Kind nicht aus, wenn es stockend liest, sondern spitzt einfach nur geduldig die Ohren. Sanftes Korrigieren seitens des Frauchens ist jedoch gewünscht, damit die Kinder auch hörbare Fortschritte machen.

Schulen können sich
für den Besuch bewerben

Irene von Seebach will diese Einsätze von dienstags bis freitags natürlich ausweiten. Deshalb ruft sie Schulen auf, sich für den kostenfreien Besuch von Lesehunde-Teams zu bewerben. Außerdem freut sich die Kinderärztin über Anmeldungen von Hundebesitzern, die jede Woche einmal eine Stunde Zeit haben, mit ihrem Hund eine Schule zu besuchen. Im Januar wird von den Johannitern wieder ein Ausbildungswochenende für Hunde und ihre Besitzer angeboten. Die Hundebesitzer der ersten Stunde haben ihre Entscheidung nicht bereut und freuen sich auf die Kinder. Irene von Seebach schaut aber noch weiter ins Jahr 2022: Gerne möchte sie mit ihren Teams am Vorlesetag im November in den Schulen teilnehmen und das Lesen in den Klassen unterstützen. Da die Kinder „Feuer und Flamme“ für die Lesehunde-Teams sind, steht diesen ehrgeizigen Vorsätzen für 2022 nichts entgegen.

Info Hundebesitzer sowie Schulen, die Interesse an den Lesehunde-Teams haben, können sich an Irene von Seebach wenden.