Kabarett: Zwiegespräch als Kunstform
Pause & Alich sind im Forum nicht immer in Form.
Lank. Rainer Pause und Norbert Alich haben das Zwiegespräch zur Kunstform erhoben. Als Choleriker-Duo Fritz und Hermann kriegen sie sich seit mehr als 20 Jahren auf der Bühne in die schütteren Haare, stacheln sich bei ihren Tiraden über das aktuelle und längst vergangene politische Geschehen aber auch stets gegenseitig an. Die Pointen resultieren daher meist erst aus Rede und Gegenrede, These und Antithese.
Das Problem beim neuen Programm „Oberwasser“ ist jedoch, dass der Witz bisweilen auf sich warten lässt, vor allem Pause sich langatmig darin versucht, Spannung aufzubauen, bis der Zuschauer bisweilen die Lust daran verliert, das Ergebnis seiner wahnwitzigen Gedankengänge erfahren zu wollen. Alich kommt da als bärbeißiger Kauz mit seinem grimmigen Nihilismus schon eher auf den Punkt.
Ungeachtet dessen sind die Bonner durchaus in der Lage, ihr Altmeister-Image aufzupolieren. Allein schon das Äußere animiert zum Schmunzeln: Die Kassengestelle auf der Nase dürften aus den 50er Jahren stammen, Frack, Blume im Knopfloch und das zurückgegelte Resthaupthaar verleihen Fritz und Hermann das Aussehen von zwei alternden Pinguinen.
Wirklich gut sind die rheinischen Querdenker, wenn sie die Welt mit Hilfe ihrer ganz individuell zusammengestrickten Brachial-Logik erklären wollen. Dann erwischt sich der Zuhörer schon mal dabei, wie er die Helmpflicht für gefährdete Minderheiten ebenso einleuchtend findet wie den Gedanken, dem deutschen Pazifismus komme ein Waffenhandel in großem Stil nur zugute. Und der Verdacht, dass die Chinesen nicht nur Meerbusch, sondern ganz Europa für eine gigantische Reisplantage fluten wollen, ist doch wirklich nicht so abwegig, möchte man meinen.
Rainer Pause und Norbert Alich singen auch, letzterer sogar eine Arie. Doch besser ist das Kabarett-Duo allemal, wenn es sich zwischen Melancholie und Verzweiflung seinen Hirngespinsten hingibt und Fratzen schneidend den Untergang des Abendlandes heraufbeschwört.