Kampf gegen Komasaufen
In Meerbusch startet eine Initiative gegen Alkoholmissbrauch von Jugendlichen.
Meerbusch. „ProJugend statt ProMille“ — das ist der Titel eines Pilotprojekts gegen den Alkoholmissbrauch von Jugendlichen, das jetzt in Meerbusch startet und sukzessive auf das gesamte Kreisgebiet ausgedehnt werden soll. Jugendamt, Polizei und die Caritas-Suchtprävention wollen im Rahmen von Aktionen und Info-Veranstaltungen bei Festen oder in Schulen über die Gefahren des übermäßigen Alkoholmissbrauchs aufklären und die Öffentlichkeit sensibilisieren.
Die Kampagne ist Teil des Euregio-Projekts „Grenzenlos lernen“, und lernen können die Initiatoren dabei etwa von der Stadt Venlo, wo schon seit 2008 Projekte dieser Art laufen. „Mit Erfolg“, wie Jan Hoeben von der Polizei Limburg-Nord betont.
Im Rhein-Kreis Neuss hat 2010 eine Gesundheitsstudie ergeben, dass das so genannte Komasaufen schon bei 11 bis 13-Jährigen verbreitet ist. „Das waren erschreckende Ergebnisse“, sagt Wolfgang Burchartz vom Kommissariat Kriminalprävention, der vor allem über die Vereine an die Jugendlichen herankommen will.
„Wir leben auch hier in Meerbusch nicht auf einer Insel der Glückseligen“, erklärt Susanne Rieth vom Jugendamt, die den Erfolg des Projekts von zwei Voraussetzungen abhängig macht: „Wir dürfen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger drohen, und wir müssen den Jugendlichen eine Alternative anbieten.“
Das könnte zum Beispiel ein optisch cool wirkender Fruchtcocktail sein, den ehrenamtliche Jugendliche bei öffentlichen Festen oder an Schulen am Präventionsmobil verteilen. „Wir wollen den Jugendlichen auch gar nicht verbieten, zu trinken, sondern ihnen einen maßvollen Umgang mit Alkohol nahelegen“, sagt Michael Weege von der Caritas, während sein Kollege Dirk Jünger schon einen Schritt weiterdenkt: „Damit senken wir die Alkoholabhängigkeit der kommenden Generation.“
Als Multiplikatoren sollen die Vereine gewonnen werden, da der Vorsitzende bei den Schützen oder der Trainer im Handballclub in der Regel immer auch eine Vorbildfunktion hat. „Wir sind nicht blind und sehen, dass beim Schützenfest Kinder und Jugendliche bisweilen zu stark dem Alkohol zusprechen“, sagt Christian Bommers vom Heimat- und Schützenbund Osterath. „Wir wollen damit aber auch dem Vorurteil entgegenwirken, dass bei Schützen nur gesoffen wird.“