Kiffende Schüler: Schulleiter droht mit Drogenspürhunden
16-Jährige berichtet über kiffende Mitschüler.
Meerbusch. Bei Lehrern an Meerbuschs weiterführenden Schulen ist es ein offenes Geheimnis: Gerade wegen der wohlsituierten Bevölkerungsstruktur der Stadt im Grünen haben viele Kinder viel Taschengeld — und entsprechend die finanziellen Möglichkeiten, Drogen auszuprobieren. Das lockt Lieferanten an. Der Schulleiter eines Meerbuscher Gymnasiums sah sich deshalb kürzlich gezwungen, die Schüler vor einer Klassenfahrt zu warnen: Er überlege, Drogenspürhunde der Polizei zum Bus zu bestellen.
Mit einer ungewöhnlichen Aktion machte jetzt die Schülersprecherin der Realschule Osterath auf eine Drogenproblematik an der Bildungseinrichtung aufmerksam. „Entschuldigung, ich möchte gern etwas Wichtiges sagen“, erklärte sie am Donnerstag in der Sitzung des Stadtrates.
Als Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) Celina Spicker das Wort erteilte, richtete die 16-Jährige einen flammenden Appell an die Mitglieder des Stadtrates. „Meine Schüler haben mich hierhin geschickt, weil bereits Fünftklässler rauchen und kiffen“, sagte sie. „Die machen sich ihr Leben kaputt, da muss dringend aufgeklärt werden. Bitte, stecken Sie da Geld rein!“
Mielke-Westerlage reagierte überrascht. „Das Problem ist so noch nie an mich herangetragen worden“, erklärte sie. Die Bürgermeisterin nahm gestern früh Kontakt zum Schulleiter auf. „Auch er zeigte sich erstaunt, weil die Situation von der Schülervertretung nicht an ihn herangetragen wurde“, berichtete sie.
Geplant sei nun ein gemeinsames Gespräch der Schülervertretung mit Vertretern des Jugendamtes, der Erziehungsberatungsstelle und der Schulsozialarbeiterin, so die Bürgermeisterin. Sie betonte: „Ich habe allerdings keinerlei Rückmeldungen, die die geschilderte Problematik so bestätigen.“ Mehrere Schüler der Realschule bekräftigten auf Anfrage unserer Zeitung die Schilderung der Schülersprecherin. „Es kommt durchaus vor, dass bereits Fünftklässler kiffen“, bestätigte ein Schüler. Mielke-Westerlage wies gestern darauf hin, dass die Stadt Meerbusch die Drogenberatungsstelle in Neuss mit 50.000 Euro pro Jahr mitfinanziert — und überlegt, sie stärker in Meerbuscher Projekte einzubinden. Die Bürgermeisterin will die Drogenproblematik zum Thema der nächsten Schulleiterkonferenz machen. „Vielleicht können wir auch bei der Elterninformation mehr tun.“
Schulleiter Burkhard Wahner plant nach dem Appell im Stadtrat eine Gesprächsrunde mit Schülern und Ratspolitikern in der Realschule. „Mir hat die Schülerin gesagt, sie habe ihre Aussagen nicht auf die Realschule bezogen, sondern auf das allgemeine Problem aufmerksam machen wollen.“ Drogenmissbrauch werde an seiner Schule im Unterricht behandelt, aber auch im Rahmen von außerunterrichtlichen Aktionen. Bürgerstiftung und Förderverein unterstützten die Finanzierung. Wahner: „Man darf das Problem nicht verharmlosen, aber auch nicht aufbauschen.“