Kirchenprojekt: Zwei Generationen erklären sich gegenseitig die Welt
Evangelischen Kirche in Büderich hat ältere Frauen mit Konfirmanden zum Gespräch an einen Tisch gebracht.
Büderich. Ein ungewöhnliches Projekt der evangelischen Kirche in Büderich hat jetzt zwölf- und 13-jährige Kinder mit älteren Frauen an einen Tisch zusammengebracht. „Erzähl doch mal“, forderten etwa 20 Konfirmanden die rund 60 Mitglieder der Frauenhilfe in der Christuskirche auf und stellten ihnen neun Fragen zum Leben, zu ihrer Konfirmandenzeit und Kindheit.
So kamen beide Generationen intensiv ins Gespräch, denn auch die jungen Gemeindemitglieder wurden von den bis zu 100 Jahre alten Frauen gehörig gelöchert.
„Nach vorsichtigem Herantasten haben sich beide Seiten im Verlauf des Nachmittags geradezu überschlagen und mit rotem Kopf zunehmend euphorisch miteinander diskutiert“, erzählt Elke Platen-Büchle, Leiterin der Frauenhilfe. Gerade die Jugendlichen hätten zum Teil nicht schlecht gestaunt, als ihnen berichtet wurde, dass es etwa in der Nachkriegszeit auch zur Konfirmation kein neues Kleid gab — von teuren Geschenken mal ganz abgesehen.
Ihr Mann Volker Büchle hat die Eindrücke der Gesprächsrunde in lebendigen Fotos festgehalten, diese sind jetzt bis Mai im Foyer der Christuskirche ebenso in einer Ausstellung zu sehen wie gemeinsam gestaltete Texte. „Dabei kann man kaum erkennen, ob diese jetzt von einem Zwölfjährigen oder einer 80-Jährigen stammen. Es gibt im Ergebnis auf die gestellten Fragen, was einem wichtig sei, überraschenderweise kaum Unterschiede. Beide Seiten haben sich mit der Zeit angenähert“, sagt Sabine Pahlke.
Das sieht Christa Diethelm, Mitglied der Frauenhilfe, ganz ähnlich: „Die jungen Leute haben aufmerksam zugehört, waren sehr aufgeschlossen und haben so gar nicht das Klischee eines uninteressierten und egoistischen Jugendlichen bedient.“ Natürlich habe es große Augen gegeben, als die Älteren von Krieg und Nachkriegszeit erzählt hätten, sagt Diethelm. „Dass wir noch mit Puppen gespielt und diese sogar selbst zusammengebastelt haben, konnte keiner so recht glauben.“
Größere Diskrepanzen in den Ansichten sahen auch die Konfirmanden nicht, dennoch habe es natürlich für alle überraschende Aussagen gegeben. Kathleen Jakschik fand es merkwürdig, dass eine Frau erzählt habe, ihr größter Wunsch sei es in der Kindheit gewesen, mal für einen Tag ein Junge zu sein.
Ella Everke musste erst einmal die Nachricht sacken lassen, dass von einer älteren Dame die komplette Familie verstorben war. „Eine andere Frau erzählt mir, sie habe einen Riesen-Ärger bekommen, als sie ein einziges Mal nicht zum Konfirmandenunterricht erschienen sei. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagt Lilian Bläser.