Kita-Bau in Büderich: Die Gemeinde ist ratlos

Haus verkauft, Neubau geplant: Nach dem Zuschussstopp fehlt Kita in Büderich die Perspektive.

Büderich. Ausdrücke wie Desaster, Schock oder auch Affront fielen am Mittwochabend in der Bethlehemkirche. Das Presbyterium der evangelischen Kirche in Büderich hatte eingeladen, um über die aktuelle Situation rund um den Stopp des Neubaus von Gemeindezentrum und Kindertagesstätte zu informieren, nachdem das Land Ende Juni den Förderhahn zugedreht hatte.

Fazit: "Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll, uns geht es momentan wirklich dreckig", sagt die Finanz-Kirchmeisterin Ute Canaris hilflos. Ein Kredit komme nicht in Frage. "Wir werden uns nicht verschulden."

Das Mitglied des Presbyteriums ließ die dramatische Chronologie der Ereignisse Revue passieren. So wollte man Anfang Juli schon den Abbruchauftrag für das alte Gemeindezentrum erteilen, als ein etwas verklausuliertes Schreiben des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) die Gemeinde erreichte. Canaris zögerte den Abbruch einige Stunden hinaus, informierte sich bei der Stadt - und stoppte alle Arbeiten augenblicklich.

"Noch Ende Mai haben wir mit dem LVR Gespräche über Details des Förderantrages geführt. Es gab nie auch nur den Anflug einer Warnung. Dass das Geld kommen würde, war für uns so sicher wie das Amen in der Kirche", sagte Canaris.

1,3 Millionen Euro sollte der Kita-Neubau kosten, rund 500 000 Euro sollten durch Fördermittel von Land und Bund kommen, 426 000 Euro wollte die Gemeinde selbst tragen, den Rest die Stadt. Der Kita-Neubau war notwendig geworden: Die Betriebsgenehmigung für die U3-Plätze stand auf dem Spiel.

Woher die halbe Million nun kommen soll, weiß bei der Evangelischen Kirchengemeinde niemand. Für die Planung habe man 200 000 Euro ausgegeben. Canaris: "Die hätten wir in den Sand gesetzt, würden wir jetzt alles abblasen." Einziger Hoffnungsschimmer ist der in Aussicht gestellte Nachtragshaushalt (150 Millionen Euro) der neuen Landesregierung, von dem vor allem Härtefälle profitieren sollen - und als solchen sehen sich die Büdericher.

Dramatisch ist die Situation schon deswegen, weil die Gemeinde das Gebäude Düsseldorfer Straße 34, Heimat der Kita Abenteuerland, bereits verkauft hat. Das Haus hat man von dem neuen Besitzer für ein Jahr bis zur anvisierten Fertigstellung des Neubaus zurückgemietet. Dort sollten auch Gemeindebüro und Diakonie übergangsweise einziehen. "Jetzt sitzt uns der Vermieter im Nacken und will wissen, woran er ist", berichtete Canaris.

Sozialdezernentin Angelika Mielke-Westerlage konnten den rund 30 schockierten Anwesenden am Mittwoch keine Versprechungen machen. Ihr Bericht von der ständigen Korrespondenz mit dem LVR sprach jedoch Bände.

"Bis zuletzt wurde nie ein Zweifel daran geäußert, dass die Fördergelder fließen werden - obwohl da längst klar war, dass die 512 Millionen Euro im Fördertopf nie bis 2013 ausreichen würden. Wir fühlen uns alle verschaukelt", so die Dezernentin. Es bleibe nur, weiterhin öffentlich Druck zu machen.