Kleine Leseperlen prägen das Sortiment bei „Mrs. Books“
Maxi von Zittwitz musste nach dem Tod ihrer Mutter plötzlich Verantwortung für zwei Buchhandlungen übernehmen.
Monate der Trauer, Monate des Neubeginns: Maxi von Zittwitz erlebte im gerade abgelaufenen Jahr ein Wechselbad der Gefühle. Vorherrschend ist der Verlust ihrer Mutter, der in Meerbusch hochgeschätzten Buchhändlerin Dorothee von Zittwitz. Die Seele von „Mrs. Books“ starb Ende Juli 2016 mit 65 Jahren. Keiner aus der Familie hatte damit rechnen können.
Für ihre Tochter bedeutete das von einem Tag auf den anderen ein Höchstmaß an Verantwortung. Bisher hatte sie das zweite Buchgeschäft in Osterath geführt. „Dass ich die Nachfolge meiner Mutter in Lank antrete, hätten wir uns vielleicht in zehn Jahren vorstellen können“, sagt sie. „Meine Tochter Fritzi ist zweieinhalb, ich kann momentan gar nicht Vollzeit arbeiten.“ Doch dann war Maxi von Zittwitz plötzlich in der Pflicht. „Erst fragte ich mich, wie ich das bloß schaffen soll. Aber zum Glück habe ich in beiden Läden Superteams. Das erleichterte mir die Übernahme“, erzählt sie. Ihr Vater Christian von Zittwitz, Cheredakteur des Magazins „BuchMarkt“, ist zwar formell noch Inhaber von „Mrs. Books“, hält sich aber wie eh und je aus dem operativen Geschäft heraus.
Ihre Lehre als Buchhändlerin machte Maxi von Zittwitz in Lank. „Ich liebäugelte kurz damit, Schauspielerin zu werden. Aber meine Mutter meinte, ich solle mir erst eine solide Basis verschaffen. Sie hatte Recht, denn bald war ich mir sicher, es könne keinen schöneren Beruf geben“, sagt die 39-Jährige.
Der Erfahrung wegen wechselte sie nach Hamburg zu Thalia. „Eine gute Schule“, sagt sie. „Es war interessant und hilfreich, Einblick bei einem Großbuchhändler zu bekommen. Und sei es nur, um zu wissen, wie man es nicht haben will. Ich profitiere heute noch davon.“
Einen kleinen Seitensprung gestattete sich Maxi von Zittwitz aber doch noch. Sie studierte Indonesisch und Geographie, bis ihr Entschluss endgültig gereift war: „Ich bin mit Leib und Seele Buchhändlerin.“
Sie kehrte nach Meerbusch zurück, als ihre Mutter den Laden in Osterath eröffnete. „Mir ist die Kundschaft dort richtig ans Herz gewachsen“, sagt sie. „Ein bisschen vermisse ich meine Osterather, weil ich jetzt häufiger in Lank bin. Andererseits habe ich mich auch sehr auf die Lanker gefreut, viele Gesichter sind mir aus meiner Lehre noch vertraut.“
Die Programme mit Lesungen und Veranstaltungen werden in beiden Buchhandlungen wie gewohnt fortgeführt. Maxi von Zittwitz unterstützt ihre Mitarbeiter darin, das Sortiment mit Büchern nach deren eigenem Geschmack zu bereichern. So hat jeder Laden seine besondere Prägung, und überall lassen sich liebevoll ausgesucht kleine Perlen entdecken.
Das Einzige, was der jungen Chefin in diesen spannenden Zeiten abgeht, ist die Muße zum Lesen. „Das schaffe ich jetzt nur am Abend oder in der Mittagspause, aber ich kann ganz gut quer lesen“, sagt sie. Allzu geduldig müsse man nicht sein, wenn die Lektüre einen nicht packt, empfiehlt sie. „Auch ein Bestseller ist kein Qualitätsmerkmal. Ich höre dann nach spätestens 50 Seiten auf. Alles andere wäre Zeitverschwendung — wo es doch so viele tolle Bücher gibt.“