Konverter: Osterath ist wieder Option
Netzbetreiber Amprion nennt Osterath in einem neuen Gutachten an zweiter Stelle hinter Kaarst. Die Stadt will protestieren.
Mit der Aktualisierung des Standortgutachtens des Netzbetreibers Amprion kommen wieder zwei Flächen aus Osterath ins Spiel, Gohr fällt raus. Es ging unter anderem auch um Sichtbarkeit der Anlage und die Anbindung an die Stromtrasse. Bisher war Gohr als gleichwertige Alternative zum weiterhin von Amprion favorisierten Standort auf der „Dreiecksfläche“ in Kaarst vorgesehen. Der zweitbeste Standort liegt nun an der Umspannanlage Osterath, ein dritter südlich davon in einem Grünzug, Nummer vier nordöstlich von Kaarst und der letzte in Neuss an der Bauerbahn.
Noch verhindert die Kiesabbau-Bindung der Dreiecksfläche im Regionalplan den Konverter, obwohl Amprion die Fläche gekauft hat. Daher appelliert Amprion-Pressesprecher Thomas Wiede an den Regionalrat, am 6. Juli „ein Zeichen mit einer Empfehlung für den Konverter auf der besten Fläche, der Dreiecksfläche, abzugeben“. Denn die Zeit dränge, so Wiede: „Wir müssen im Herbst unsere Konverterplanung konkretisieren.“ Es könne sein, dass Kaarst herausfalle, wenn keine Signale auf Umwidmung kämen. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Vorsitzender des Regionalrates, sieht keinen Grund, wegen des Gutachtens anders zu entscheiden. „Wir werden über die Regionalplanung sprechen, über den Konverter entscheidet die Bundesnetzagentur.“
Amprion-Projektleiter Oliver Cronau wies gestern auf geänderte Bedingungen hin: „Die Anbindung der Gleichstromverbindung A-Nord erfolgt nun über Erdkabel, daher ist eine räumliche Nähe zum Verknüpfungspunkt Osterath sinnvoll.“ Zudem sei der Mindestabstand zur Bebauung von 200 auf 400 Meter geändert worden. Das von Politik und Bürgerinitiativen geforderte Kriterium „größtmöglicher Abstand zur Wohnbebauung“ sei „kein rechtssicheres Kriterium“, sagte Thomas Wiede.
Meerbuschs Technischer Dezernent Michael Assenmacher, der gemeinsam mit dem Leiter des Rechtsamts Heinrich Westerlage ebenfalls zur Anhörung nach Neuss eingeladen war, hatte nur einen Satz anschließend auf den Lippen: „Wir sind entsetzt.“ Es habe immer mal wieder Treffen gegeben, bei denen klar gewesen sei, dass der Standort Osterath nicht mehr zur Diskussion stehe. Bürgermeisterin Angelia Mielke-Westerlage sagte: „Wir haben mal auf Platz sechs gestanden, dann waren wir auch schon mal wieder ganz raus.“ Darum seien alle Beteiligten gestern sehr überrascht gewesen, dass Osterath plötzlich wieder Alternative zu Kaarst geworden ist. Vor allem die Bürgerinitiative um Kirsten Danes, die seit Jahren gegen den Konverter am Standort Osterath kämpft, ist wütend. Sie und ihre Mitstreiter wollen jetzt ganz schnell an Andreas Pinkwart als neuen Wirtschaftsminister sowie an den Regionalrat schreiben. Denn der entscheidet letztendlich, ob Kaarst sich als Standort für den Konverter eignet. „Es muss doch darum gehen, welche Fläche am weitesten weg ist von Wohnbebauung — und das kann nur Kaarst sein“, so Danes.
Auf die Entscheidung des Regionalrates setzen auch Michael Assenmacher und Angelika Mielke-Westerlage. Entsprechende Briefe seien unterwegs. Die Stadt will offiziell ihre Bedenken an die Bundesnetzagentur formulieren und gegen den Standort Osterath kämpfen. „Da stünde dann ein Riesenmonster in der Landschaft“, so Mielke-Westerlage, von dem noch nicht mal bewiesen sei, wie die Strahlungen sich auswirken würden. „Diese Industrieanlage würde den Ortsteil total verschandeln“, sagt Kirsten Danes. „Dann wird Osterath richtig gruselig.“ Sie ist besonders verärgert, weil seit fünf Jahren immer wieder davon die Rede sei, dass Bürger bei der Energiewende mitreden und -bestimmen sollten. Das zähle jetzt plötzlich alles nicht mehr.