Krippner über Will Brüll: Hausherr der Mühle und akribischer Archivar

Grupello-Verlag veröffentlicht Monographie von Eri Krippner über Leben und Arbeit von Will Brüll.

Foto: Thomas Glein

Osterath. Sie kennen sich schon lange, doch am Anfang lief die Zusammenarbeit nicht ganz glatt. Als Eri Krippner 1968 nach Meerbusch kam, lernte sie schon bald den Künstler Will Brüll und seine Mühlenfeste kennen. Von Mai bis November des vergangenen Jahres begegneten sich beide unter anderen Vorzeichen wieder: Eri Krippner hatte vom Rat der Stadt den Auftrag, über Will Brülls Leben und Arbeit ein Buch zu schreiben.

Herausgekommen ist ein reich bebildertes 140 Seiten starkes Büchlein, mit sehr persönlicher Note. Kein Wunder, hat doch der heute 91-Jährige eine Erziehungsmaßnahme seines gestrengen Vaters zeitlebens ernstgenommen: Will Brüll, der Künstler, vermerkt akribisch in einem Tagebuch, was er geleistet hat. Diese schriftlichen Aufzeichnungen und aufgenommene Gespräche bildeten für Krippner die Grundlagen ihrer Monographie.

Erzählt wird, wie Brüll, der Kriegspilot, 1956 die völlig heruntergekommene, dach- und fensterlose Mühlenruine kauft, an der Kunstakademie in Düsseldorf angenommen wird, Beuys und Grass zu seinem Freundeskreis zählt, Wettbewerbe gewinnt und seine raumgreifenden Stahlskulpturen entwickelt, die den öffentlichen Raum prägen.

Verleger Bruno Kehrein, in dessen Grupello-Verlag die Monographie erscheint, kennt sich mit öffentlicher Kunst in Düsseldorf gut aus. Er war erstaunt, das Meerbuscher Kulturangebot zu entdecken, das natürlich viel kleiner, aber von hoher Qualität sei. „Auch die großen Nachbarn würden sich glücklich schätzen, so etwas zu haben“, sagt Kehrein und meint die ungezählten archivierten Kunstwerke, Modelle und raumgreifenden Stahlskulpturen Brülls ebenso wie die Mühle, die zugleich Wohnung und Museum ist.

Ein Blick um die Ecke, und der Besucher steht vor einer Heringsgräte — fein drapiert als Kunstwerk an der Wand. Es ist das Überbleibsel eines frugalen Mahls, das sich Beuys und Brüll, beide hungrig, 1947 nahe des Kölner Doms teilten. Mehr gab es nicht fürs Lebensmittelmärkchen.

100 Großplastiken Brülls stehen in aller Welt, Kleinformate in seinem großen Garten und auf Regalen. Brüll: „Mir geht es um die Bewegung im Raum, nicht um das statische Kunstwerk.“