Künstler zeigt „zerbrechliche Könige“

Günter Thomas stellt zum dritten Mal seine naturnahe Kunst in der Apsis der Evangelischen Kirche in Osterath aus.

Foto: Anne Orthen

Günter Thomas liebt es, Gegensätzliches gegeneinander auszuspielen, Massivität gegen Zerbrechlichkeit zu stellen und damit zur Auseinandersetzung mit seiner Kunst herauszufordern. Wie der Künstler dieses Ansinnen umsetzt, ist jetzt in einer Ausstellung der von Marlies Blauth betreuten Reihe „Kunst in der Apsis“ in der Evangelischen Kirche Osterath zu sehen. Hinter dem Titel „Zerbrechliche Könige“ verbirgt sich eine spannende, sowohl auf die Passionszeit als auch auf aktuelle Welt-Ereignisse bezogene Kunst-Präsentation.

Foto: Anne Orthen

Der Künstler, Jahrgang 1960, stellt zum dritten Mal in Osterath aus. Er lehrt an der Ruhr-Universität Bochum Evangelische Theologie und ist außerdem ausgebildeter Schreiner. Die Fähigkeit, mit Hobel und Motorsäge umgehen zu können, nutzt er für seine Kunst. Holz ist folgerichtig sein bevorzugtes Material, um außergewöhnliche Objekte zu formen. Mit dem Formgeben allerdings geht er sparsam um. Stattdessen nutzt er die von der Natur vorgegebenen Fakten, reinigt einen hohlen Kirschbaumstamm von innen mit dem Hochdruckreiniger, dreht den unteren Teil nach oben und setzt ihm eine Kopfbedeckung auf. Ob sie als Hut oder Krone zu deuten ist, bleibt dem Betrachter überlassen.

Das gilt auch für die zwei weiteren bis zu 4,20 Meter hohen in der Apsis zu sehenden „Zerbrechlichen Könige“. Die Kopfbedeckungen auf den sich leicht windenden Ästen und Stämmen sind ehemalige Teigrührer aus einer Groß-Bäckerei.

Die „Zutaten“ zu seiner Kunst — auch für das Königspaar aus Holz- und Metallteilen mit einem alten Rechen als Krone und einem kleinen Blattgold-Element als Gegensatz zu einer verrosteten Platte — findet der Professor auf Spaziergängen. „Für diese Fundsachen bin ich berühmt-berüchtigt“, erzählt er lachend. Es ist massives Material, das er benutzt, aber die teils extrem dünnen Holz-Enden verweisen auf die Zerbrechlichkeit — auch die der Macht der Könige oder des Gottessohnes.

„Die Ausstellung von Günther Thomas müsste ungefähr die 100. in unserer Kirche sein“, erzählt Marlies Blauth, „ich habe irgendwann aufgehört zu zählen.“ Seit 2003 organisiert die Künstlerin bereits die Ausstellungen in der Apsis. Gebaut wurde diese vor 16 Jahren. 2001 wurde die riesige Ziegelwand hinter dem Altar aufgebrochen, anschließend die Apsis aus Stahl und Glas angebaut, die den Kirchraum mit Licht flutet. Ein Künstler aus Kempen riet den Anbau als Ausstellungsfläche zu nutzen. Seit 2002 zieren Kunstwerke die fünf mal drei Meter messende Wand, die thematisch an die Kirchenjahreszeiten angepasst sind.

Passend zum Frühjahr möchte Günther Thomas mit seiner Ausstellung die Nähe zur Natur demonstrieren. Dazu hat er aus seiner Heimat Stuttgart neben den aufs Autodach geschnallten rohen Kunst-Stämmen einen großen Sack voll Holzspäne mitgebracht. Sie sind bei der Bearbeitung angefallen und liegen in der Apsis den „Zerbrechlichen Königen“ zu Füßen. Die Wände des Kirchenraums — „er soll nicht königlich erscheinen“ — sind mit goldenen, auf Kleiderbügeln hängenden Folienmänteln geschmückt.

Außerdem ist im Gemeinderaum mittels einer Zwei-PS-Motorsäge erstellte Kunst zu sehen. Mit Motorkraft, Farben und einer speziellen Walze bearbeitete Holzstücke werden zu Druckstöcken. Das jeweilige Ausgangs- und Endprodukt als Druck auf besonderen Papieren ist nebeneinander aufgereiht zu sehen.

“ Die Ausstellung ist bis zum 21. Mai zu sehen: werktags von 9 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 02159/50442 in der Evangelischen Kirche Osterath, Alte Poststraße 15.