Strümper hält Werbefrau für Betrügerin
Eine Mitarbeiterin eines Stromlieferanten klingelte an der Haustür und bot neue Verträge an.
Montagmittag, 12.15 Uhr: In Strümp klingelt es an der Haustür von Stephan Nahrath. Der Geschäftsführer eines Weser Energie-Unternehmens öffnet. Vor ihm steht eine Dame, gehüllt in eine grün leuchtende Jacke mit der Aufschrift „innogy“. „Heute werden Sie über die Wirtschaftsbetriebe Meerbusch abgerechnet. Ich biete Ihnen an, günstiger über RWE-Innogy abgerechnet zu werden“ — so gibt Nahrath die Worte der Werbemitarbeiterin wieder. Doch für den Meerbuscher geht aus dem Anfang des Gesprächs nicht hervor, dass es konkret um den Wechsel des Stromanbieters geht. „Die Mitarbeiterin vermischte die Funktion vom Netzbetreiber mit der technischen Abrechnung und der Stromlieferantenrolle“, sagt Stephan Nahrath. „Erst nach massivem Nachfragen, ergaben sich Details.“
Der Strümper wird misstrauisch und fragt nach dem Ausweis der Mitarbeiterin. Doch nach Nahraths Angaben wollte diese sich nicht ausweisen. „Sie verneinte meine Frage nach dem Ausweis und entgegnete, dass sie ihre Vertragsmappe und die Imagekarten von ihrem Arbeitgeber Innogy dabei hätte. Die würden doch als Beweis ausreichen.“ Nahrath fürchtet eine Betrügerin und verständigt die Polizei. Die Streife kann die Frau in der Nachbarschaft allerdings nicht mehr ausfindig machen, wie eine Polizeisprecherin berichtet.
„Wir können bestätigen, dass eine Werbemitarbeiterin, die über unseren Dienstleister angestellt ist, zu diesem Zeitpunkt in Meerbusch unterwegs war“, sagt Alexander Stechert-Mayerhöfer, Pressesprecher von Innogy. Bei der Dame handelte es sich um eine langjährige Beschäftigte, mit der das Unternehmen nur gute Erfahrungen gemacht habe. „Sie sagt, dass sie sich vor dem Kunden ausgewiesen hätte. In diesem Fall steht Aussage gegen Aussage.“
Innogy betont, dass Mitarbeiter, die Verträge an der Haustüre abschließen, verschiedene Schulungen durchlaufen und immer sichtbar einen Ausweis bei sich tragen. „Ob der Ausweis jetzt um den Hals hängt oder an der Hosentasche befestigt ist, ist egal. In jedem Fall ist bei unseren Mitarbeitern einer vorhanden“, erklärt Alexander Stechert-Mayerhöfer. Zusätzlich können Kunden nach einem Autorisierungsschreiben verlangen, das jeder Mitarbeiter bei einem Verkaufsgespräch zur Hand haben muss. Gibt es bei der Autorisierung der Mitarbeiter Probleme, sollten bei Kunden die Alarmglocken läuten.
Die Innogy-Dame, die bei Stephan Nahrath geklingelt hat, war also keine Betrügerin. Sie wollte dem Meerbuscher zu einem Wechsel des Stromanbieters überreden. Und das eben direkt vor seiner Haustüre. „Ich finde diesen Vertriebsweg, an der Haustüre klingeln und Verträge abschließen, komisch“, sagt Nahrath. „Da wird mit Begrifflichkeiten jongliert, das verunsichert.“
Klar ist nun: Auch in Meerbusch sind Innogy-Mitarbeiter auf Werbetour unterwegs. In jedem Fall können sie sich auf Anfrage ausweisen, ohne Ausnahme.