Kultkneipe „La Pähd“ hat einen neuen Wirt
Benjamin Dünnwald (36) ist seit wenigen Wochen Pächter der kleinsten Kneipe der Stadt. Er glaubt, dass er sich eine Goldgrube geangelt hat.
„Das La Pähd muss so urig bleiben, wie es ist, es lebt von seiner ganz speziellen Atmosphäre“, sagt Benjamin Dünnwald. Er ist neuer Pächter von Meerbuschs kleinster Kneipe und überzeugt davon, dass das La Pähd in Lank eine Goldgrube ist — wenn man es nur richtig anstellt. Keine andere Wirtschaft hätte er jedenfalls übernehmen wollen. Nur hier sei er an der richtigen Stelle. Umbau und Modernisierung des kleinen Gebäudes mit dem Schankraum, der maximal 60 Personen Platz bietet, kommen für ihn aber nicht in Frage. Der 36-Jährige betreibt die Gaststätte in dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus aus Leidenschaft, wie er sagt.
Zu den Nachbarn hat er ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Benjamin Dünnwald sitzt im Biergarten. Den Vorbeieilenden ruft er ein „Hallo“ herüber, zurück kommt jedes Mal ein ebenso freundlicher Gruß. Vor wenigen Wochen hat der gebürtige Lanker die kleinste Kneipe der Stadt in unmittelbarer Nähe zur katholischen St. Stephanus-Kirche in Lank-Latum von seinem Vorgänger Bernd Westerhausen übernommen. Einmal hatte er in dieser Zeit Ärger mit der Nachbarschaft bekommen, als sich seine Gäste nach dem Sieg der deutschen Fußballer über Italien bei der Europameisterschaft auch um halb drei Uhr noch über alle Maßen freuten. Aber das war eine absolute Ausnahme. „Da hatte ich meine Leute ausnahmsweise Mal nicht im Griff“, sagt er.
Für ihn ist der Job an der Fronhofstraße eine Berufung. 14 bis 16 Stunden ist er jeden Tag im Einsatz, damit der Laden läuft. Kaum jemand im Ort ist vermutlich geeigneter, um die Kneipe in der Gunst der Gäste weiter nach vorne zu bringen. Denn der gebürtige Lanker ist im Ort verwurzelt. Mit manchem Handballer von Treudeutsch Lank und manchem Fußballer des TSV Meerbusch, für die das La Pähd schon seit Jahren Stammkneipe ist, hat Dünnwald den Kindergarten und die Pastor-Jacobs-Grundschule besucht. Auch die Bravehearts, die Mitglieder der schottischen Schützengruppe der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft, haben im „La Pähd“ ihr Hauptquartier. Dasselbe gilt für die Preußische Infanterie, bei der Dünnwald selbst mitmarschiert. Selbstverständlich schlägt auch sie nächstes Jahr zum Schützenfest ihr Hauptquartier an der Fronhofstraße 12 auf.
Mit der Resonanz ist Dünnwald sehr bislang zufrieden. An manchen Abend musste er sogar eine seiner neun Aushilfen, die für ihn im Schichtdienst arbeiten, um einen kurzfristigen Einsatz bitten — „weil der Bär los war und wir es zu zweit nicht mehr gepackt haben“. Das „La Pähd“ versteht Dünnwald als „Nachtkneipe für Menschen zwischen 18 und 80“. Das jüngere Publikum komme gegen Mitternacht, frühestens um 23 Uhr, viele der älteren Stammgäste allerdings schon um 19 Uhr. Die Musik passe sich dabei den Besuchern an, sagt er. Er habe keine Probleme damit, für die Treudeutsch-Handballerinnen auch schon mal deutsche Schlager aufzulegen. Aber es laufe auch Reggae, Pop, Rock und Punk, sagt der große Musikfan, der privat eher härtere Musik hört. Zu essen gibt es neben Baguette auch Pizza und Flammkuchen.
Möglich ist durch den Pächterwechsel, dass die Meerbuscher vielleicht sogar bald in den Genuss eines im „La Pähd“ gebrauten Bieres kommen. Denn Dünnwald ist gelernter Bierbrauer und hat bereits über die Möglichkeit nachgedacht, im Keller seines im Jahr 1723 erbauten Hauses ein eigenes Bier zu brauen. „Es ist dort ein bisschen eng, der Platz dürfte aber gerade eben reichen.“ Herauskommen würde ein naturtrübes Bier, wie er sagt. Den Prozess des Herausfilterns der Hefe würde er sich aus Kostengründen ersparen. Näher damit beschäftigen möchte er sich jetzt aber noch nicht. „Ich möchte erst einmal ein Jahr abwarten, wie der Laden läuft“, sagt er. „Sollte er dann immer noch so kräftig brummen wie derzeit, wird es neben Krombacher-Pils und Bolten-Alt ab und zu und in kleiner Auflage auch ein eigenes Hausbier geben — vielleicht im nächsten Jahr dann das erste Lanker Weihnachtsbier.“