Lanker Schützen schneiden Frauen

Selbst Drohungen gegen weibliche Mitglieder in den Kompanien soll es in der Bruderschaft schon gegeben haben.

Lanker Schützen schneiden Frauen
Foto: Marc Ingel

Unter den Schützen der St. Sebastianus-Bruderschaft Lank-Latum herrscht Uneinigkeit über die Mitgliedschaft von Frauen. Laut Satzung ist ihnen die aktive Mitgliedschaft erlaubt — dennoch ist die Aufnahme von weiblichen Schützen weiter Streitthema. Aus Schützenkreisen wurden Vorwürfe laut, es gäbe gegen Frauen begrüßende Kompaniemitglieder sowie beigetretene Frauen selbst Drohungen. Der Vorstand der Bruderschaft wehrt sich gegen diese Vorwürfe. Streitthema sei nicht die Mitgliedschaft der Frauen, sondern die Art und Weise, wie diese in eine Kompanie aufgenommen wurden.

Rückblick: Vor gut fünf Jahren nahm das Blaue Husaren-Schwadron Lank-Latum Frauen als Fahnenschwenkerinnen in seine Kompanie auf. Die Statuten der Bruderschaft erlauben dies (siehe Info-Box). Seither wurde den weiblichen Mitgliedern das Leben in der Bruderschaft erschwert, heißt es aus Schützenkreisen. Ein Vorwurf: Durch wissentlich satzungswidrige Beschlüsse habe der Gesamtvorstand die Teilnahme der Frauen an Aktivitäten eingeschränkt.

Eine der betroffenen Frauen gab an, man habe das Gefühl gehabt, nur für den Aufbau bestimmter Dinge gut genug gewesen zu sein. „Wir haben niemandem etwas getan und wollen nur unsere Fahnen schwenken“, so eine Schützin. Vor einigen Wochen erteilte Brudermeister Jürgen Santen allen Kompanien generell die Erlaubnis, Frauen aufzunehmen. Dennoch habe sich der Umgang mit den Frauen nicht gebessert, so ein Vorwurf von Schützenseite. Als Konsequenz unter anderem aus Anfeindungen und Ausgrenzung hat sich das Blaue Husaren-Schwadron mittlerweile komplett von der Bruderschaft abgemeldet.

Aus dem Vorstand der Bruderschaft St. Sebastianus heißt es, entscheidender Punkt im Streit um die Mitgliedschaft von Frauen sei nicht deren Aufnahme, sondern die Art und Weise ihres Beitretens gewesen. „Der Fehler war, dass man einfach Fakten geschaffen hat“, so Jürgen Santen. Es wäre besser gewesen, den gesamten Vorstand über das Vorhaben, Frauen aufzunehmen, zu informieren. Viele Schützen fühlten sich zum damaligen Zeitpunkt vor vollendete Tatsachen gestellt, so Santen.

Auf einer Mitgliedervesammlung stimmten 121 von 150 Anwesenden gegen die Aufnahme von Frauen. „Da wollte man wohl eher jemandem einen Denkzettel verpassen, als sich gegen die Frauen auszusprechen. Das widerspräche auch dem Bild unserer Bruderschaft“, so Santen. Brudermeister und Vorstand sahen sich nach der Abstimmung zwischen den Stühlen: Die Satzung erlaubte ausdrücklich die Frauenmitgliedschaft, der Großteil der Schützen war dagegen. In der Folge wurden zwei neue Satzungen angefertigt, man habe sich darauf verständigt, erst eine geplante, neue Satzung des Bundesschützenverbandes abzuwarten, um Elemente daraus aufzunehmen, so Santen.

Mit dem Austritt der Husaren aus der Bruderschaft ist der Konflikt vorerst zum Stillstand gekommen. Santen bedauert dies: „Das tut mir sehr leid, das war sicher nicht der Sinn. Beide Seiten haben Fehler gemacht.“ Er ist sich sicher, dass ein anderes Vorgehen in dem Konflikt ein anderes Ergebnis gebracht hätte. Der General der Bruderschaft, Frank Neukirchen, schließt sich an: „Die kompromisslose Vorgehensweise hat die Emotionen sicherlich hochkochen lassen. Wir sind mit Sicherheit nicht frauenfeindlich. Das haben wir schon alleine durch die aktive Einbindung von Frauen im Bundesspielmannszug und die Teilnahme weiblicher Gastkompanien beim Festumzug unter Beweis gestellt.“ Man könne jedoch nicht gegen die Einstellung der Bruderschaft handeln, wenn diese tendenziell gegen die Aufnahme von Frauen stimme. Am Ende zähle, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden. „Ich will nur, dass unsere gut funktionierende Bruderschaft weiterhin funktioniert.“