Laternen sollen nachts leuchten
Nach einem Einbruch inOsterath erreicht die Kritik an der Nachtabschaltung der Lampen einen neuen Höhepunkt. Die Bürgermeisterin hat nun in der jüngsten Ratssitzung eingelenkt.
Der Täter kam in der Nacht, verschaffte sich gewaltsam Zutritt zu einem Einfamilienhaus in Osterath an der Straße Heinenkamp. Während die Bewohner schliefen, entwendete er einen Tablet-PC und drei Handtaschen. „Die leeren Handtaschen konnten in der unmittelbaren Nähe des Hauses später wieder aufgefunden werden“, erklärte ein Polizeisprecher. Der Täter muss zwischen 23 und 6 Uhr in der Nacht von Sonntag auf Montag zugeschlagen haben.
Auch wenn Einbrecher in Meerbuscher ihrem Handwerk häufiger tagsüber als nachts nachgehen, sind solche Vorfälle Wasser auf die Mühlen derer, die ein Ende der nächtlichen Laternenabschaltungen fordern. Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) hat sich in der jüngsten Sitzung des Stadtrates klar dafür ausgesprochen, die umstrittene Nachtabschaltung der Straßenlaternen wieder abzuschaffen. „In einem persönlichen Gespräch haben mir Vertreter der Polizei erklärt, dass die Täterverfolgung in den Wohngebieten zu Zeiten der Nachtabschaltung erschwert wird“, sagte die Bürgermeisterin.
Seit dem Jahr 2006 werden — außer an Hauptverkehrsstraßen — die Laternen sonntags- bis donnerstagsnachts zwischen 1.30 Uhr und 4 Uhr ausgeschaltet, um Kosten zu sparen. Nach Angaben der Verwaltung betrug die Stromeinsparung im vergangenen Jahr etwa 69 000 Euro. Seit 2006 hat sich die Zahl der nächtlichen Wohnungseinbrüche zwischen 21 Uhr und 6 Uhr in Meerbusch knapp verdreifacht: von 56 im Jahre 2006 auf 147 im vergangenen Jahr. Allerdings: Zwischen 6 und 21 Uhr stiegen die Fallzahlen fast um das Fünffache — von 25 auf 126.
Mit insgesamt 273 Einbrüchen erreichte die Stadt im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert. Während in Nordrhein-Westfalen vergangenes Jahr auf 100 000 Einwohner 300 Wohnungseinbrüche kamen, waren es in Meerbusch 502. Die Gefahr, Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden, ist in Meerbusch also um 67 Prozent höher als im Landesdurchschnitt.
Anders als gewöhnliche Wohnungseinbrecher gehen Homejacker vor. „Sie kommen vorwiegend in der Zeit zwischen 2 und 5 Uhr morgens“, erklärt ein Polizeisprecher. Und auch Navigationsgeräte aus Fahrzeugen werden überwiegend nachts gestohlen — ob allerdings genau zur Zeit der Laternenabschaltung, das wissen wohl nur die Diebe selbst. Den Autobesitzern fällt der Aufbruch in der Regel erst am nächsten Morgen auf.
Ob sich die Bürgermeisterin mit ihrem Vorschlag, die Nachtabschaltung zu beenden, durchsetzen wird, ist nicht sicher. Vertreter von CDU, SPD, Grünen und FDP sprachen sich noch im vergangenen Monat ausdrücklich für eine Beibehaltung der bisherigen Regelung aus. „Nur vier Prozent der Einbrüche passieren nach einer Erhebung der Polizei Köln in der Zeit der Nachtabschaltung“, stellte Klaus Rettig, (FDP) fest. Heidemarie Niegeloh (SPD) erklärte: „Seit der Laternenabschaltung ist das Einbruchsrisiko nicht gestiegen. Es geht um das subjektive Sicherheitsgefühl. Wir haben die richtige Abwägung getroffen.“ UWG und Die Aktiven befürworten eine Abkehr von der Nachtabschaltung. Die Bürgermeisterin kündigte an, sie werde „kostenneutral“ erfolgen — durch den vermehrten Einsatz von LED-Technik.