Legomännchen sind schön, können aber nicht tanzen
Aliens, freche Früchtchen und Meerjungfrauen kommen zum Preiskostümball nach Nierst.
Nierst. Als einfacher Cowboy, sexy Kätzchen oder zwielichtiger US-Polizist in Lack und Leder kommt man während der fünften Jahreszeit in der Freien Herrlichkeit nicht weit — jedenfalls nicht beim Preiskostümball in Nierst. In der unangefochtenen Meerbuscher Karnevalshochburg herrscht am Karnevalssamstag immer Ausnahmezustand. Seit Wochen sind Einzeltäter und Gruppen schwer beschäftigt, um ebenso originelle wie aufwändige Kostüme herzustellen. Mit Liebe zum Detail gefertigt, marschierte etwa eine überlebensgroße Horde Legomännchen über die Tanzfläche, um sich von Prinz Willi IV. zum Gruppensieg gratulieren zu lassen. Der XXL-Ausflug in die längst vergangene Kinderzeit hatte das staunende Publikum begeistert. Auf die Plätze verwiesen wurden die malerischen Meerjungfrauen, die mit Muschel-BH und eigenem Meeresstrand angerückt waren.
In der Einzel- und Paarwertung setzten Prinz und Minister auf zwei knatschgrüne Aliens mit Antennenaugen. Die beiden „Frechen Früchtchen“ mussten sich mit Platz zwei begnügen, den dritten Rang belegte ein Paar siamesicher Zwillinge, das unzertrennbar den Kostümabend im Zelt bestreiten musste. Immerhin waren die beiden Damen, die sich eine Hose teilten, meist einer Meinung, wohin es gehen sollte. Ein besonderes Kostüm verlangt eben nach besonderen Opfern, die jeder Nierster Jeck stets zu bringen bereit ist.
Doch auch abseits des Siegertreppchens gab es viel zu sehen: Die Adams Family war komplett erschienen, Feen und Bienchen, Blumen und Kostümklassiker bis hin zu Elvis-Imitaten wuselten ungehemmt durcheinander. Nur manche Preisträger hatten es eilig, aus dem prall gefüllten Zelt zu kommen. So stiefelten etwa die Legomännchen schwerfällig die Stratumer Straße entlang, um sich der schönen, aber enorm sperrigen Staffage zu entledigen. Ehrensache, dass es danach — nicht ohne vorherige Stärkung durch ein Gläschen Siegersekt — wieder zurück zum Kostümball ging. Die neu gewonnene Bewegungs- und Atemfreiheit setzten die Akteure sofort in Bewegung um, und fegten ihrer schweren Last entledigt über die Tanzfläche.