Geflüchtete in Meerbusch Kita Sonnengarten wird vorbereitet

Meerbusch · Es gibt noch Kapazitäten in den städtischen Einrichtungen. Menschen aus der Ukraine sollen jedoch möglichst bei Privatleuten unterkommen.

In der Flüchtlingsunterkunft an der Cranachstraße in Büderich sind aktuell 77 der 90 Plätze belegt.

Foto: RP/Dominik Schneider

Viele der Menschen, die aktuell aus der Ukraine nach Meerbusch kommen, sind bisher in privaten Haushalten untergekommen. Dank der tatkräftigen Mitarbeit von Bürgern und Vereinen hat Meerbusch überproportional viele Ukrainer aufgenommen, und die Stadt bereitet sich auf weitere Neuankömmlinge vor. Sie will unter anderem eigene Unterkünfte bereitstellen, um dort Geflüchtete vorübergehend unterzubringen und ihnen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Doch auch abseits der aktuellen Fluchtbewegung aus Osteuropa gibt es in Meerbusch viele Geflüchtete aus anderen Krisenregionen der Erde. Diese sind in vier über die Stadt verteilten Unterkünften untergebracht: Zwei in Büderich, eine in Osterath und eine in Lank-Latum.

Dort sind derzeit 320 Personen untergekommen. Die Zahl der Menschen, die in Meerbusch Asyl beantragen, war vor dem Krieg gegen die Ukraine seit Jahren rückläufig, 2017 lag sie bei 237 Personen. 2020 erreichte sie – auch in Verbindung der generell stark gesunkenen Flüchtlingszahlen im Zuge der Corona-Pandemie – einen Tiefstand von 74 und stieg 2021 wieder auf 104 Menschen an. Im Januar dieses Jahres kamen zehn Asylsuchende nach Meerbusch – seit Russlands Angriff ist die Zahl jedoch wieder sprunghaft angestiegen. Wie sich die Statistik am Ende des Jahres gestalten wird, ist noch nicht abzusehen. Aktuell steht es um die Kapazitäten in den städtischen Flüchtlingsunterkünften gut: In allen vier Einrichtungen sind Plätze frei. Am Heidbergdamm sind von den 120 zur Verfügung stehenden Unterbringungsmöglichkeiten 50 besetzt, an der Cranachstraße 77 von 90, an der Fröbelstraße 66 von 144 und am Hülsenbuschweg 127 von 186.

Kapazitäten werden nie zu
100 Prozent ausgeschöpft

Allerdings ist bei diesen Zahlen zu beachten, dass die theoretischen Kapazitäten nie zu 100 Prozent ausgeschöpft werden können; das liegt daran, dass bei der Unterbringung Aspekte wie Nationalität, Geschlecht und Familienzusammenhänge beachtet werden müssen. Dennoch besteht nach Angaben der Stadt die Möglichkeit, 155 weitere Menschen in den Einrichtungen unterzubringen.

Rund drei Viertel der aktuell in diesen Unterkünften untergebrachten Personen sind leistungsberechtigt nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, allerdings haben nur 36 davon nach Angaben der Stadtverwaltung gute Chancen, eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis zu bekommen. 116 der 401 Bewohner der Meerbuscher Unterkünfte befinden sich aktuell im laufenden Asylverfahren, 152 Personen haben den Status „Duldung“, 125 sind anerkannt. Auch die Nationalitäten der Untergebrachten erfasst die Statistik: Die meisten der Geflüchteten, 54 Personen, stammen aus Syrien. 53 aus Afghanistan. Weitere relevante Gruppen kommen aus dem Iran und Irak, Guinea und Nigeria. Auch eine Person ungeklärter Herkunft befindet sich derzeit in Meerbusch.

Der recht hohe Leerstand hat Auswirkungen auf die städtischen Kassen. Denn als Betreiber der Unterkünfte erhält die Stadt Geld von den jeweiligen Leistungsstellen der dort Untergebrachten. Diese Kosten sind so berechnet, dass sie die Ausgaben – inklusive der Kosten für Reinigung und Instandhaltung der Gebäude und Ähnlichem – exakt decken würden, wenn alle Plätze belegt wären. Die Stadt rechnet nicht mit diesem Szenario, muss bei hohen freien Kapazitäten dennoch merklich draufzahlen. Auch um diese Kosten zu verringern, wurde im März beschlossen, die seit mehr als 20 Jahren nicht aktualisierte Gebührensatzung für die Unterbringung anzupassen – das könnte, so hofft die Verwaltung, in Zukunft jährliche Mehreinnahmen von 30 000 Euro bedeuten.

Dennoch sollen Familien aus der Ukraine nach Möglichkeit nicht in den zur Verfügung stehenden Unterkünften untergebracht werden. Die Stadt bereitet aktuell das Gebäude der früheren Kindertagesstätte Sonnengarten vor, damit dort 60 Familien dauerhaft leben können, die nicht bei Privatleuten unterkommen konnten. Es soll ihnen möglich sein, den eigenen Alltag – mit der nötigen Unterstützung – selbstständig zu organisieren. Sollten hier die Kapazitäten nicht ausreichen, können vorübergehend Sporthallen umfunktioniert werden, dies soll jedoch nach Möglichkeit vermieden werden. Weiterhin gilt die Unterbringung in den Haushalten von Meerbuscher Bürgern als bessere Lösung, da hier die soziale Anbindung eine bessere Integration verspricht.