Von der Wildblumenwiese bis zum Wildstaudenbeet Meerbuscher Blühpflanzen-Projekt soll Schule machen
Meerbuscher Projekte sollen im kreisweiten „Aktionsbündnis Insekten" Vorbildcharakter haben.
Im Juni hatte Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage die Urkunde zum Beitritt der Stadt Meerbusch zum „Aktionsbündnis Insekten“ des Rhein-Kreises Neuss unterschrieben. Derzeit werden alle Projekte und Initiativen im Kreis systematisch aufgenommen. Sie sollen bei Bedarf optimiert und fachlich fundiert vorangetrieben werden. Wissenschaftlich begleitet wird die Arbeit des Aktionsbündnisses vom Diplom-Ökologen Helmut Kessler. Mit Experten des Kreises sah sich Kessler jetzt die Insektenschutzprojekte in Meerbusch an. Einige von ihnen sollen den übrigen Kreiskommunen als Vorbild dienen.
Helmut Kesslers Philosophie: „Wer den Insekten helfen möchte, muss lernen, die Welt mit den Augen der Insekten zu sehen.“ Diese Fähigkeit besäßen aber viele Menschen nicht mehr. Darum seien viele am Thema desinteressiert. „Der Landschaftsstrukturwandel und der Verlust an Lebensräumen hat zu einem Rückgang der Arten und Bestände geführt“, so Volker Große. Er nahm als Fachmann für Freiraum- und Landschaftsplanung des Rhein-Kreises Neuss an der Besichtigungstour zu den Meerbuscher Projekten teil. 33 000 Insektenarten gibt es derzeit in Deutschland, 12 000 in NRW – Tendenz stark sinkend.
Aber: Die aktuelle Situation hat inzwischen die Öffentlichkeit aufgeweckt. In Gartencentern stehen bienenfreundliche Stauden ganz vorn im Regal, in Supermärkten animieren bunte Saatgutmischungen zum Säen bienenfreundlicher Pflanzen.
Der Diplom-Ökologe nennt Meerbuscher Projekt „vorbildlich“
Helmut Kessler nannte das Blühstreifen-Projekt, das Meerbuscher Landwirte und Jäger um die Ilvericher Bernhard und Heinrich Leuchten gestartet haben, vorbildich: Mit Hilfe der Spenden von mehr als 100 Paten wurde auf 18 Ackerstreifen mit einer Gesamtfläche von 50 000 Quadratmetern Wildblumensamen ausgesät. Der Effekt war ein Blütenmeer voller Insekten in Juni und Juli. Derzeit ziehen auf den Feldern Sonnen- und Kornblumen Insekten und Vögel an. „Das war die erste Maßnahme im Kreisgebiet, die von Landwirten gestartet wurde. Das ist eine tolle Sache“, so Volker Große bei der Ortsbesichtigung an der Lanker Pappelallee.
Das Projekt soll nun mit Unterstützung von Kreis und Stadt optimiert werden – unter anderem mit einer verbesserten Auswahl des Saatgutes. Die Biologische Station des Kreises arbeitet an einer speziellen Saatgutmischung für die heimische Landschaft. Ziel ist es außerdem, die Streifen mehrjährig zu erhalten.
Die Grünflächen- und Umweltfachleute der Stadt Meerbusch weisen viele Projekte vor, die Insekten nützen und schützen. Von 2015 bis 2018 hat die Stadt auf Brachflächen bereits 14,5 Hektar naturnahe Wildblumenwiesen angelegt und in Pflege genommen, 2019 kommen 20 250 Quadratmeter hinzu. Weitere knapp 22 000 Quadratmeter sind für das Jahr 2020 vorgesehen. Die Wiesen werden zweimal pro Jahr gemäht, die Vegetation genau kartiert. Außerdem gibt es fünf Bürgerwäldchen, Wildstaudenbeete im Meerbad-Park und auf Schulhöfen, Insektenprojekte mit Kindern, Eltern und Lehrern an den Schulen, ein Glyphosatverbot auf allen Grünanlagen und Pachtflächen . Damit die Bevölkerung Bescheid weiß, werden die Flächen nach und nach auch einheitlich beschildert. Die neue Philosophie wird auch Auswirkungen auf Gestaltung, Pflege und Erscheinungsbild städtischer Grünflächen haben. Red