Baumschutzsatzung Büdericher verteidigen Baumfällung
Als Bauherren auf ihrem Grundstück Am Feldbrand mehrere fällen ließen, rief das die Nachbarn auf den Plan.
Das Jahr hätte für Enes Sancaktar und seinen Vater Ali besser starten können. Weil Nachbarn bei der Stadt gemeldet hatten, dass auf dem 3200 Quadratmeter großen Grundstück Am Feldbrand in Büderich eine Pappel gefällt worden war und weitere folgen sollten, standen die Bauherren plötzlich als Buhmann in der Öffentlichkeit – und zusätzlich als erste, die gegen die Meerbuscher Baumschutzsatzung verstoßen haben. Die gilt seit dem 1. Januar.
Nun will Enes Sancaktar seine Sicht der Dinge schildern. Er erzählt: „Ursprünglich war es nie unser Plan, die Pappeln fällen zu lassen. Wir haben die Bäume im hinteren Grundstücksbereich vielmehr als sehr schön empfunden.“ Allerdings hätten sich Ende des Jahres 2019 die Eigentümer des angrenzenden Grundstücks bei ihm gemeldet und mitgeteilt, dass die Wurzeln der Pappeln seit Jahren erhebliche Schäden am Gehweg und auf dem Tennisplatz anrichten würden. Der vorherige Eigentümer habe sich darum nie gekümmert und Beschwerden ignoriert. „Um einen Rechtsstreit zu vermeiden, haben wir uns mit dem Nachbarn darauf geeinigt, die Bäume zu fällen und die Wurzeln zu entfernen“, sagt der 26-Jährige.
Hinzu kam: Ein Mitarbeiter der Meerbuscher Verwaltung habe bei einem Termin darauf hingewiesen, dass die Pappeln mittlerweile ihr höchstes Alter erreicht hätten und teilweise nicht mehr gesund und stabil seien. „Das Risiko hätten wir als Eigentümer alleine tragen müssen“, sagt Sancaktar. Schließlich habe er einen Krefelder Fachbetrieb mit der Fällung beauftragt, der dann kurzfristig Zeit hatte. Das war am 14. Januar. „Ich wusste, dass für Meerbusch eine Baumschutzsatzung geplant war, hatte aber keinen Stichtag im Kopf“, erzählt Enes Sancaktar.
Als er nach seiner Recherche die Anzeige für die Fällung ausgefüllt hatte, um sie am nächsten Tag abzugeben, war es bereits zu spät: Eine Pappel war schon weg und der Mitarbeiter der Stadtverwaltung da, um dem Hinweis einer Nachbarin nachzugehen. In diesem Zusammenhang kritisiert Sancaktar: „Ich halte es für schwierig, eine Baumfällung sechs Wochen vorher anzumelden. Das müsste doch auch kurzfristig möglich sein.“
Seiner Meinung nach hätten er und sein Vater alles gemacht, was möglich war. „Wir haben sogar Briefe in der Nachbarschaft verteilt, in denen wir erklären, warum die Pappeln gefällt werden mussten. Denn wir wissen, wie sensibel das Baum-Thema ist.“ Der Grund: Schon vorher gab es Probleme wegen zweier alter Buchen. Die hatten die Bauherren vor einem Jahr fällen lassen, auch damals waren Nachbarn entsetzt. Dazu sagt Ali Sancaktar: „Wir hätten damals zumindest eine Buche erhalten können und wären bereit gewesen, dafür die Gebäude nach hinten zu rücken.“ Das wäre sogar günstiger gewesen als die Fällung. Aber das Bauamt habe bei diesen Plänen Veto eingelegt. Die Baulinie an der Straße müsse eingehalten werden, hieß es seitens der Verwaltung.
„Ich bin selbst mitten in Büderich aufgewachsen“, erzählt Enes Sancaktar. „Ich weiß, wie prägend die Buchen für diese Gegend sind. Aber egal, wie wir es gedreht haben – nie hat es gepasst.“ Was er aus dem Fall gelernt habe: „Wir hätten früher und offener mit den Nachbarn reden müssen.“ Nun sei das eigentliche Bauprojekt wegen der erneuten Baumfällungen zwischenzeitlich in den Hintergrund gerückt. „Das ist schade. Denn es gibt gerade in Büderich eine große Nachfrage nach Wohnraum.“ Häuser gebe es dort viele, aber hochwertige Neubauwohnungen wie die, die nun Am Feldbrand gebaut werden, seien Mangelware.
Geplant sind dort zwei baugleiche Mehrfamilienhäuser mit je fünf Mietwohnungen zwischen 95 und 145 Quadratmeter. Jeweils zwei Wohnungen pro Haus haben einen Garten, je eine einen Balkon und die beiden Penthousewohnungen eine Dachterrasse. „Von der Tiefgarage aus gelangen die Mieter mit dem Aufzug direkt in ihre Wohnungen“, erklärt Ali Sancaktar. Im Spätsommer 2020 soll alles fertig sein. Die Bauherren haben sich verpflichtet, Ersatz für die gefällten Pappeln zu pflanzen. So sieht es die Baumschutzsatzung vor.
„Alles in allem kosten uns Fällung, Entsorgung und Neupflanzung rund 40 000 Euro“, rechnet Enes Sancaktar vor. „Aber am Ende finden wir ja auch: Je grüner, desto besser.“