Baustelle in Meerbusch Autobahn-Ausbau schneidet Bösinghoven ab

Meerbusch · Bis 2027 könnten die Arbeiten an der A-57-Brücke dauern. Die Bösinghovener bezeichnen die Situation als „sehr schwierig“.

Philipp Grüneberg, Vorsitzender des Bürgervereins Bösinghoven, befürchtet starke Auswirkungen auf Verkehr und Straßenzustand im Ort.

Foto: RP/Dominik Schneider

Die Arbeiten, die aktuell auf der Autobahn 57 bei Bösinghoven laufen, bezeichnet die Autobahn GmbH selbst als „Großprojekt“. In den kommenden Jahren wird dort die Autobahn von vier auf sechs Spuren erweitert, die Arbeiten sollen im ersten Quartal 2027 abgeschlossen sein. Die Gemeinde Bösinghoven ist davon betroffen, weil deren Hauptzufahrt unter der Autobahnbrücke verläuft, die im Zuge der Arbeiten abgerissen wird. Seit Anfang Januar und für die Dauer des Projektes wird Bösinghoven über diese Zufahrt daher nicht erreichbar sein – zumindest mit dem Auto. Für die Bewohner des Dorfes bedeutet das einen Umweg über Krefelder Stadtgebiet.

Die Autobahn GmbH des Bundes plant den Abriss und Neubau der Bösinghovener Brücke in zwei Abschnitten. Zunächst soll der westliche Baukörper abgerissen und wohl bis April kommenden Jahres neu gebaut werden. Der Verkehr wird derweil in beide Fahrtrichtungen über das östliche Element geleitet. Ab Januar 2026 wird dann getauscht, die Autos fahren über die neue Teilbrücke, während die östliche Fahrtrichtung abgerissen und neu errichtet wird.

Zwischen diesen Bauphasen ergibt sich technisch bedingt eine Lücke von einigen Monaten in der zweiten Jahreshälfte von 2025. Wie die Autobahn GmbH mitteilt, wird die Zufahrt zu Bösinghoven jedoch auch in dieser Zeit nicht geöffnet werden können. Die Stadt wird in diesem Zeitraum unter der Brücke einen Entwässerungskanal neu bauen. Außerdem sollen die Autofahrer nicht durch Änderungen verunsichert werden – an dieser Stelle gab es bereits Unfälle, Anwohner hatten eine Lösung mit Kreisverkehr angeregt.

Im Zuge dieses Projekts werden auch die Erdwälle zur Autobahn hin erhöht sowie neue Lärmschutzwände errichtet und lärmarmer Asphalt auf die Fahrbahn aufgebracht. „Auf der Bösinghovener Straße sollte bis Januar 2027 alles wieder frei sein – allerdings ist die größte Unsicherheit in diesem Vorhaben das Wetter, das die Arbeiten weiter verzögern kann“, heißt es von der Autobahn GmbH. Man sei sich bewusst, dass dieses Projekt einen großen Eingriff für die Bewohner von Bösinghoven darstelle.

Das dem so ist bestätigen auch die Menschen vor Ort. Diese müssen nun auf die Ortseinfahrt über die Kreuzung An der Autobahn und Bösinghovener Straße verzichten. Stattdessen wird der Verkehr weiter nach Norden geleitet und erreicht den Ort über die Krefelder Hauptstraße auf Höhe der alten Geismühle. Für Anlieger, die zum Ortseingang wollen, bedeutet das einen Umweg von rund drei Kilometern.

Allerdings hat die geänderte Verkehrsführung Auswirkungen auf den ganzen Ort. „Die Situation ist für uns sehr schwierig“, sagt Philipp Grüneberg, Vorsitzender des Bürgervereins Bösinghoven. Vor allem die nördliche Ortseinfahrt an der Geismühle werde zum „Nadelöhr“, befürchtet Grüneberg. Viele Bewohner des Dorfes hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als sie von den Plänen hörten.

Laut Grüneberg sind viele zentrale Straßen in schlechtem Zustand

„Im schlechtesten Fall ist unsere Zufahrt über drei Jahre lang nicht passierbar – für unseren Ort eine Katastrophe“, so der Vereinsvorsitzende, der zu dem Thema auch im Austausch mit der Stadt steht. Grüneberg kritisiert, dass die Bürger von Bösinghoven an den Planungen nicht beteiligt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt wurden.

Bereits jetzt seien viele zentrale Straßen des Ortes in einem schlechten Zustand. Durch die zusätzliche Belastung könnte sich dieser weiter verschlimmern, so dass nach der Sperrung Reparaturen nötig werden könnten – verbunden mit weiteren Einschränkungen für die Bürger. Auch seien die schmalen Straßen im Norden des Ortes nicht für den Busverkehr, der auch die Umleitung fährt, ausgelegt und würden darunter leiden.

Positiv für die Anwohner: Inzwischen wurde unter der Autobahnbrücke ein schmaler Weg für Fußgänger geöffnet, der an der Baustelle vorbeiführt. So kann zumindest Ossum zu Fuß erreicht werden. Allerdings steht bereits fest, dass auch diese Verbindung während der Arbeiten nicht dauerhaft geöffnet bleibt, sondern zwischenzeitig gesperrt werden muss.

Wie sich bereits jetzt, zum Beginn des Großprojekts, zeigt, versuchen einige Autofahrer, das entstehende Nadelöhr im Norden von Bösinghoven zu meiden, indem sie über die Feld- und Wirtschaftsewege fahren. Diese sind jedoch nicht für den Autoverkehr freigegeben. Im Mobilitätsausschuss forderte Hans-Werner Schoenauer, Ratsherr der CDU, hier verstärkte Kontrollen. Die Stadt kündigte an, dies an die Polizei als zuständige Behörde weiterzugeben – freigegeben werden sollen die Wirtschaftswege in jedem Fall nicht. Für die Bösinghovener bleibt somit nur übrig, sich in Geduld zu üben.