Lernen in Meerbusch So klappt das mit dem Homeschooling

Meerbusch. · Schrittweise sollen Schulen in NRW ab 22. Februar wieder geöffnet werden. Grundschulen starten in einem Wechselmodell. Online-Unterricht bleibt also Teil des Schulalltags.

Auch Claudia Schlicht, Leiterin der städtischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern, hilft mit Tipps für den Alltag.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Beim Wechselunterricht werden die Schüler in festen Lerngruppen unterrichtet. Das Modell soll zu Beginn für Grundschulen, Förderschulen (Primarstufe) und Abschlussklassen gelten. Alle Schüler sollen dabei möglichst im selben Umfang Präsenz- und Distanzunterricht erhalten. Für Familien bleibt es also beim Online-Unterricht, der für viele eine Belastungsprobe ist.

Selbst wenn die Technik funktioniert, gibt es immer noch genügend Hürden, die dem Lernen des Schulstoffs entgegenstehen. „Homeschooling bedeutet in der Regel eine immense Kraftanstrengung von Eltern und Kindern und einen deutlich erhöhten Betreuungsaufwand“, sagt Kirsten Gerard vom Jugendamt der Stadt Meerbusch.

„Es kann so schnell zu größeren Spannungen in der Familie kommen, auch ohne Homeoffice. Sind Eltern aber selber noch beruflich eingespannt, kann die Situation schnell sehr belastend werden.“

Das Jugendamt bietet deshalb Familien zum Lernen in der Corona-Zeit eine Beratung an. Bei einem persönlichen Termin versuchen die Mitarbeiter gemeinsam individuelle Lösungen für Probleme und Sorgen zu finden (Telefon 02159/916491). Außerdem haben die Mitarbeiter mit pädagogischer Ausbildung Lerntipps zusammengestellt. Denn neben dem Online-Unterricht müssen sich die Kinder ihre Arbeit stärker als bislang selbst einteilen. „Manche Kinder fühlen sich dabei allein gelassen“, sagt Gerard. Denn dies muss in der Regel gut begleitet und dann eingeübt werden.

„Zunächst ist es wichtig, sich gemeinsam mit den Kindern einen Überblick zu verschaffen“, sagt Kirsten Gerard. Wann steht ein Klassenchat an? Welche Arbeiten müssen online erledigt werden? Gibt es noch organisatorische Fragen zu klären? Stehen die Rahmenbedingungen fest, ist es wichtig, die Lern- und Arbeitszeiten einzuteilen. Dabei ist es sinnvoll, sich an den gewohnten Arbeitsrhythmus zu halten. Hilfreich ist es auch, morgens vor Unterrichtsbeginn eine Runde um den Block zu gehen, um die Lernzeit aktiv zu starten und nicht direkt vom Bett an den Schreibtisch zu wechseln. Gemeinsam mit dem Kind kann man überlegen, welche Aufgaben es alleine erledigen kann.

Diese fünf Tipps gibt das Jugendamt, wie Eltern das selbstständige Arbeiten des Kindes unterstützen können: Als erstes teilt man die Aufgaben gemeinsam mit dem Kind in überschaubare Portionen, die in maximal 20 bis 25 Minuten Arbeitszeit zu schaffen sind. Wenn man die Aufgaben einzeln auf eine Liste oder Zettel notiert, hat man vor Augen, welche Etappen man bereits geschafft hat. Das schafft ein gutes Gefühl und spornt an.

Als Zweites ist die Reihenfolge der Aufgaben wichtig. Wie im Sport benötigt das Gehirn beim Lernen eine Aufwärmzeit, die es in Hochform bringt. Deshalb mit etwas Leichtem oder Interessantem beginnen. So wird der Übergang zu schwierigen Aufgaben erleichtert.

Als Drittes ist Abwechslung wichtig. Zum Beispiel zwischen zwei schriftlichen Aufgaben zehn Vokabeln abfragen. Denn je ähnlicher die Lernstoffe sind, desto schwieriger ist es, sie zu behalten.

 Der vierte Tipp: Pausen steigern die Leistungsfähigkeit und Konzentration. Für maximal 20 bis 30 Minuten ist volle Konzentration möglich. Danach sinkt die Aufmerksamkeit, was sich in Fehlern, Tagträumen, Müdigkeit oder Langeweile bemerkbar macht. Deshalb sollte nach 20 bis 30 Minuten fünf Minuten Pause gemacht werden, nach einer bis anderthalb Stunden 20 bis 30 Minuten Entspannungspause, nach zwei Stunden ein bis zwei Stunden Erholungspause.

Und fünftens schließlich geht es um die Qualität der Erholung in der Pause. Am besten dazu den Arbeitsplatz verlassen, sich bewegen oder Musik hören, die gute Laune macht. Das trägt dazu bei, dass sich das Gelernte festigen kann. Nach dem Lernen sollte man nicht direkt etwas Aufregendes wie etwa ein Videospiel machen, da dies das Abspeichern des Lernstoffs hemmt, raten die Pädagogen.

Und schließlich sei es wichtig, dass die Eltern ihre Kinder nicht zu sehr unter Druck setzen. Bei aller Anstrengung könne Homeschooling den Präsenzunterricht nicht gleichwertig ersetzen. „Lassen Sie auch mal fünf gerade sein, belohnen Sie sich für bereits geschaffte Teilschritte oder einfach nur so. Am Ende ist die gute Beziehung zu Ihrem Kind so viel wichtiger, als eventuell die eine Note Unterschied.“