Brauchtum in Meerbusch Die Schützen üben sich in Geduld
Meerbusch. · Einige Bruderschaften wollten in diesem Jahr ihre ausgefallenen Vogelschießen und Schützenfeste nachholen. Daraus wird wohl nichts. Nun überlegen sie Alternativen und planen kleine Veranstaltungen. Die Motivation ist ungebrochen.
Für die Meerbuscher Schützen dehnt sich die pandemiebedingte Durststrecke weiter aus. Denn eine sichere Basis für große Feste fehlt immer noch. Allerdings nehmen die Schützen die Situation bislang gelassen und freuen sich, wenn sie ihre Traditionen endlich wieder aufleben lassen können. Ein Überblick:
Dieser Tage erfahren die Mitglieder der St. Pankratius-Bruderschaft Ossum-Bösinghoven, dass es kein nachgeholtes Vogelschießen und damit auch kein Schützenfest im Herbst 2021 geben wird. Darüber informiert der Vorstand um Brudermeister Karl-Heinz Teeuwen nach ausgiebigen Beratungen und „schweren Herzens“. Denn schließlich fällt damit ein kompletter dreijähriger Festturnus aus.
Auch in Büderich sind das Vogelschießen Anfang Mai und das Schützenfest mit Kirmes zu Pfingsten Illusion. Aber Präsident Peter Gröters schwebt für eine Messe mit Kranzniederlegung ein Stufenplan „je nach Lage“ vor.
Vorstand und Königshaus werden unter freiem Himmel dabei sein, wenn möglich auch die Fahnengruppen und vielleicht sogar einzelne Kompanievertreter mit den nötigen Abständen. Ansonsten habe sich das Bruderschaftsleben mehr in die Kompanien verlagert, berichtet er. Hier seien die Gruppen kleiner und könnten flexibler auf die aktuelle Lage reagieren.
Eine andere Publikation soll
das Festheft ersetzen
Ähnlich ist es mit den Lank-Latumer Sebastianern, die ebenfalls zum Maifest das Vogelschießen des vorigen Jahres nachholen und im Juni ihr Schützenfest feiern wollten. Das sei aber insgesamt noch zu früh im Jahr, bedauert Brudermeister Jürgen Santen, der sich nun in einer absurden Situation sieht: „Wir beantragen jetzt bei der Stadt die Genehmigung für Veranstaltungen, von denen wir wissen, dass diese nicht stattfinden werden.“ Hintergrund sind die vertraglich bereits fixen Verpflichtungen der Bruderschaft. Nur, wenn die Veranstaltungen behördlich untersagt werden, entsteht keine Regresspflicht. Schon im vergangenen Jahr hatte der Justitiar des Bundes der historischen deutschen Schützenbruderschaften, Hermann-Josef Pierenkämper, den Bruderschaften diesen Hinweis gegeben. Aktuell zirkuliert im Vorstand die Idee, an Stelle des eigentlich in diesem Jahr zu erwartenden Festheftes eine andere Publikation als Lebenszeichen der Bruderschaft aufzulegen.
Beim Osterather Heimat- und Schützenbund kann man dagegen ganz entspannt sein. Schon im ersten Pandemiejahr hatte der Verein beschlossen, erst 2022 turnusgemäß zu feiern und die Regentschaft von Uwe Schweitzer einfach zu verdoppeln. Schweitzer ist dann seit der Gründung 1955 der am längsten amtierende Regent.
Damit ist laut dem 2. Vorsitzenden, Sascha Jächel, die einzige spürbare Auswirkung die Verschiebung der Vorstandswahlen. Denn mit der Wahl des HSB-Präsidenten Christian Bommers zum Bürgermeister der Stadt Meerbusch muss ein Nachfolger installiert werden, und das sollte in Präsenz im Sommer oder Herbst passieren.
Etwas anders ist die Situation der Osterather St. Sebastianus-Bruderschaft, die zwar an das Schützenfest des HSB gekoppelt ist, aber in diesem Jahr auf einiges verzichten muss. Nach dem Brudermahl im Januar wird es auch das zusammen mit dem HSB geplante Maifest und das Kinderschützenfest oder das Pfarrfest wohl nicht geben. Prinzipiell stehe man aber „Stand-by“, um im weiteren Jahresverlauf zu sehen, was an kleineren Veranstaltungen vielleicht möglich sein wird. Alles hänge von der Entwicklung des Infektions- und Impfgeschehen ab, betonen die Verantwortlichen.
Ebenso wie die Osterather Bruderschaft verfügt die St. Georgs-Bruderschaft Meerbusch über einen von der Schießabteilung des TSV Meerbusch kontaktreduzierten Schießstand und wartet sehnsüchtig auf den Tag, an dem das Training wieder aufgenommen werden kann. An Stelle eines eigenen Schützenfestes ist die kleinste Meerbuscher Bruderschaft nämlich eher Gast auf auswärtigen Festen, besonders des Bundes, und vor allem erfolgreich im Schießsport engagiert. Allerdings besteht auch auf die Bundesveranstaltungen wenig Hoffnung, und der Wettkampfbetrieb ist für dieses Jahr bereits abgesagt.
Wie gut die Stimmung ist, beweist aber die Freude von Mitglied Günter Müller, der gerade sein neues Luftgewehr bekommen hat und nun darauf brennt, sich an das neue Sportgerät zu gewöhnen. Die Motivation ist also ungebrochen, und auch Königin Ina Hamm nimmt die Verlängerung ihrer Regentschaft gelassen. Prinzipiell optimistisch ist auch Dirk Humborg. Der Präsident der St. Martinus-Bruderschaft weiß zwar nicht, ob das Fest im September stattfinden kann, wird mit seinem Vorstand und dem Königshaus aber mindestens den obligatorischen Kranz im Gedenken an die verstorbenen Mitglieder niederlegen.
Allerdings werden die Schützenfeste selbst im Herbst, etwa das für den 17. bis 19. September geplante Strümper Vogelschießen, nicht im gewohnten Rahmen stattfinden, schaut Präsident Stefan Deußen in die Zukunft. Jedoch sei man auch beim Heimat- und Schützenverein flexibel, da das Schützenfest erst 2023 stattfinden wird. Es gebe also keinen Zeitdruck, einen Nachfolger für Königin Sabine I. zu finden.