Meerbuscher Wirtschaft Gemischtes Fazit der Modeverkäufer

Meerbusch. · Während das Geschäft vieler Boutique-Besitzer an der Büdericher Dorfstraße wieder gut angelaufen ist, leiden andere Modehändler unter hohen Umsatzverlusten. Hinzu kommen Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle.

 Bei Dorothee Meier zu Verl, Inhaberin der Boutique Veneziano an der Büdericher Dorfstraße, laufen die Geschäfte wieder gut.

Bei Dorothee Meier zu Verl, Inhaberin der Boutique Veneziano an der Büdericher Dorfstraße, laufen die Geschäfte wieder gut.

Foto: Daniel Schrader

Das Geschäft der Büdericher Modehändler ist nach Ende des Shutdowns größtenteils wieder gut angelaufen. Das Kundenniveau sei fast wieder auf normalem Niveau, so der Tenor vieler Inhaber, und auch der Preiskampf der großen Händler beeinflusse kaum das Geschäft. Doch nicht alle Händler können ein positives Fazit ziehen, zudem ist die Entwicklung der Corona-Pandemie in den kommenden Wochen und Monaten schwer vorauszusehen.

Abgesehen von der Maskenpflicht ist in der Boutique Veneziano von Dorothee Meier zu Verl an der Dorfstraße wieder alles beim Alten. Ihre Stammkundinnen kaufen genauso regelmäßig wie vor der Krise bei ihr ein. Doch nicht nur das: „Ich habe das Gefühl, die Leute sind nicht so Düsseldorf-fixiert wie sonst“, schildert die Inhaberin.

Diese Einschätzung deckt sich auch mit einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) unter Düsseldorfer Händlern, die mehrheitlich über niedrigere Umsätze und weniger Kunden klagen. Ein Grund dafür könnte sein, die in der dortigen Innenstadt typischen Menschenansammlungen zu meiden. Ein Problem, das es in den Boutiquen in Meerbusch nicht gibt. Zehn Kunden dürfen sich nach den Regeln der Coronavirus-Verordnung gleichzeitig in der Boutique Veneziano aufhalten, doch so eine Menge an Kunden sei auch vor Beginn der Corona-Pandemie selten gewesen, berichtet die Inhaberin.

Auch gegenüber im Schuhgeschäft Prange ist man mit dem Neustart nach dem Shutdown zufrieden. „Die Geschäfte sind gut angelaufen“, sagt Geschäftsführer Claus Prange. „Der Kundenkontakt läuft hier auf einer persönlichen Ebene, deshalb haben wir viele Stammkunden.“ Und, so die Erfahrung des Inhabers, diese Stammkunden wollen sich nun nach den Wochen des Stillstands des öffentlichen Lebens wieder etwas gönnen und kaufen daher wieder vermehrt in den Geschäften ein.

Diese Erfahrung hat auch Kirsten Kappius vom Geschäft Meer-Lebensstil, ebenfalls an der Dorfstraße, gemacht. Ihr Umsatz im Mai sei 30 Prozent höher als vor der Coronavirus-Krise gewesen, inzwischen habe sich die Kundenfrequenz aber wieder auf einem normalen Niveau eingependelt. Einige Kleidungsstücke aus der Frühjahrskollektion seien zwar noch nicht verkauft und inzwischen zum zweiten Mal dem Rotstift zum Opfer gefallen, doch die Sommerkollektion verkaufe sich wieder gut. Da Kappius in ihrem Geschäft auf eine Mischung aus Mode und Einrichtungsartikeln setzt, seien die Auswirkungen auf ihr Geschäft jedoch geringer. Nicht zuletzt weil Dekorationsartikel meist zeitlos und daher lange Zeit zum vollen Preis verkaufbar sind.

Einige wenige Frühjahrsartikel bleiben zurück

 Doch nicht überall läuft es wieder so gut: Die Meerbuscher Straße in Osterath, an der auch die Boutique Letizia liegt, wirkt wie ausgestorben.

Doch nicht überall läuft es wieder so gut: Die Meerbuscher Straße in Osterath, an der auch die Boutique Letizia liegt, wirkt wie ausgestorben.

Foto: Daniel Schrader

Aber auch bei den anderen Händlern an der Dorfstraße gibt es diesbezüglich kaum Probleme. Einige Frühjahrsartikel seien auch bei Prange und in der Boutique Veneziano übrig geblieben, doch volle Lagerhallen mit Saisonware wie die großen Modehäuser in Düsseldorf und anderen Großstädten haben sie nicht. Deshalb müssen sie sich auch keiner Rabattschlacht stellen; oder zumindest nicht vor dem Sommerschlussverkauf, der bereits langsam wieder anläuft.

Gegensätzlich dazu steht die Erfahrung von Barbara Overröder von der Boutique Letizia in Osterath. „Die Hälfte meiner Stammkunden und vor allem die Laufkundschaft ist weggebrochen“, sagt sie. Häufig bekomme sie die Rückmeldung, dass ihre Kunden wegen des in diesem Jahr ausfallenden Urlaubs keine neue Sommergarderobe bräuchten, zudem fehle vielen das nötige Geld für einen Modekauf. Und so musste die Inhaberin früher als in den Vorjahren mit der Rabattierung ihrer Waren beginnen und hofft nun, dass doch noch mehr Kunden kommen. „Ohne Corona-Hilfen hätte ich es gar nicht geschafft“, lautet ihr Fazit. Sollte es im Herbst einen zweiten Shutdown geben, werde es eng für sie, aber trotzdem bleibt sie optimistisch und gibt sich kämpferisch: „Ich halte durch.“ Doch auch, wenn die Geschäfte an der Dorfstraße besser laufen, sind auch dort Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle im Herbst gegenwärtig – auch ohne erneuten Shutdown. „Selbst, wenn wir nicht schließen müssen, würde das nichts nützen, weil die Leute trotzdem wegbleiben würden“, sagt Kirsten Kappius vom Geschäft Meer-Lebensstil. Entsprechend plant Dorothee Meier zu Verl bereits vorsichtiger für die Zukunft und hat für ihr Geschäft Veneziano weniger Ware für das kommende Jahr geordert.

Kappius verfolgt dagegen eine andere Strategie und plant, ihr Sortiment für 2021 sogar um zwei Modemarken zu erweitern. „Das Schlimmste wäre jetzt Stillstand.“ Sollte diese Rechnung nicht aufgehen, hofft sie darauf, dass ihr die Lieferanten entgegenkommen und
weniger Ware liefern.