Wohnen in Meerbusch Fragen rund um die Kalverdonk-Pläne
Osterath · Anwohner und Umweltverbände fordern, die Siedlungspläne zu kippen oder zu reduzieren. Das lehnt die Politik weitgehend ab.
Ungeachtet von Protesten der Anwohner gehen die Planungen für Meerbuschs größtes geplantes Neubaugebiet weiter voran. Im Planungsausschuss stand die Auslobung des Wettbewerbs für das Osterather Siedlungsprojekt Kalverdonk auf der Tagesordnung. Im Zuschauerbereich hatten sich Anwohner vom Kamper Weg versammelt. Die Sprecherin der Initiative von Bürgern und den Umweltverbänden BUND und Nabu, Anja Bull-Bannon, nutzte die Bürgersprechstunde, um den Politikern ins Gewissen zu reden. Sie übergab außerdem eine Liste mit 973 Unterschriften, die den gemeinsamen Bürgerantrag unterstützen mit der Forderung, die Pläne für das Wohngebiet zu kippen oder zumindest stark zu reduzieren. 2018 hatte die Stadt entschieden, entlang der Linie der K-Bahn ein Wohngebiet zu entwickeln. Im Mai 2020 ging die Stadt mit der Gesellschaft des Landes NRW.Urban eine Kooperation zur gemeinsamen Baulandentwicklung ein. Auf einer Fläche von 37 Hektar sollen an der Kalverdonk 700 Wohneinheiten geschaffen werden.
Anja Bull-Bannon, Zahnärztin und Mutter von vier Kindern, gab zu bedenken, dass die Beschlüsse für das Gebiet aus den Jahren 2018 und 2020 stammten. Seitdem sei der Klimawandel deutlich spürbarer geworden. „Wir sind dort mit fruchtbaren Ackerböden gesegnet, die eine Bebauung unwiederbringlich zerstören würde.“ Diesen zu erhalten sei umso dringlicher, da durch den Klimawandel die südeuropäischen Anbaugebiete für billiges Gemüse bereits durch Trockenheit stark gefährdet wären.
Sie erinnerte an die wichtige Funktion des Gebiets für die Zufuhr von kühlerer und frischer Luft. In diesen Frischluftschneisen sollten laut Klimakarten bauliche Eingriffe „gänzlich vermieden werden“, mahnte die Osteratherin. Dazu würde ein bereits dort bestehendes Problem mit Starkregen durch Versiegelung verstärkt. Als Ort, an dem der benötigte Wohnraum weniger klimaschädlich zu schaffen sei, nannte Anja Bull-Bannon den Bereich von der früheren Q1-Tankstelle bis zur Feuerwehr, der bereits versiegelt sei.
In der Politik fand der Bürgerantrag bis auf eine Ausnahme keine Zustimmung: „Einer Null-Lösung können wir nicht zustimmen“, erklärte Hans-Werner Schoenauer von der CDU. Klare Worte gab es auch von der SPD. „30 Prozent sozial geförderter Wohnraum sind ein hohes Gut. Wir müssen Wohnraum schaffen und stimmen dem Bürgerantrag nicht zu“, erklärte Nicole Niederdellmann-Siemes. Thomas Gabernig von der FDP erklärte: „Sie haben bei allem Recht. Unser Problem ist: Wir müssen auch Wohnraum und damit den Spagat schaffen, diesen behutsam zu entwickeln, sonst haben wir kein Entwicklungspotenzial. Das wollen wir auch nicht.“ Jürgen Peters von „Grün alternativ“ sprach sich dafür aus, das Baugebiet zu begrenzen, auf den Bereich südlich der K-Bahn. Einhellige Zustimmung für den Bürgerantrag gab es allein von Andreas Wagner („Die Fraktion“): 430 000 Euro allein für ein Wettbewerbsverfahren auszugeben, gehe in der jetzigen Zeit über das Ziel hinaus.
Kita und Sporthalle sollen dort möglichst früh realisiert werden
Ein brisantes Thema wurde im nicht-öffentlichen Teil besprochen. Die Ratsmitglieder Klaus Rettig, Joachim Quass und Jürgen Peters hatten darauf hingewiesen, dass es offenbar veränderte Vereinbarungen zwischen der Stadtverwaltung und der Landesfirma NRW.Urban gebe. Danach seien Rückzahlungen vorgesehen, wenn ein Bauaubschnitt anders als vereinbart nicht realisiert wird. NRW.Urban agiert beim Grundstückskauf für das Gebiet Kalverdonk als Treuhänder für die Stadt.
Der Entschluss für die Auslobung eines Wettbewerbs zur Planung des Baugebiets wurde angesichts noch offener Fragen und Beratungsbedarf der Fraktionen vertagt. Das Gebiet ist in vier Bauabschnitte unterteilt. Zu beachten ist einerseits, wann die Stadt welche Grundstücke kaufen kann, andererseits, was planerisch wann umgesetzt werden kann. Möglichst früh soll eine Kita und eine Sporthalle dort realisiert werden. In der kommenden Sitzung des Planungsausschusses am 19. Oktober soll über den Wettbewerb entschieden werden.