Meerbuscher informieren sich über Flüchtlingssituation
Beim Infoabend ging es unter anderem um ehrenamtlich tätige Flüchtlinge.
Unterrichtet wird in der Barbara-Gerretz-Schule schon seit der Zeit vor Weihnachten nicht mehr. Die Schüler haben ihre Sachen gepackt und drücken jetzt am Wienenweg die Schulbank. Die Schule an der Fröbelstraße wird eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge, die mehrere Monate dort leben sollen. Im März sollen Schule und speziell aufgebaute Container bezugsfertig sein. Zurzeit sind Handwerker damit beschäftigt, die Räume herzurichten. In der früheren Radiowerkstatt ist dann Platz für zehn, in den Containern für 20, im Gebäude selbst auf zwei Etagen für 130 Personen.
Die Stadt hatte am Montagabend zur Anhörung in die Aula der Realschule eingeladen. Neben Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage saßen der Erste Beigeordnete Frank Maatz, Peter Annacker als Leiter des Fachbereichs Soziales, Berit Sonnenburg für die Johanniter-Hilfe und Ulli Dackweiler für den Verein „Meerbusch hilft“ auf dem Podium.
Mielke-Westerlage schilderte die Situation: Von den bundesweit 1,1 Millionen Flüchtlingen seien im vergangenen Jahr mehr als 1000 in Meerbusch aufgenommen worden. „Es ist eine Herkulesaufgabe“, gab sie zu, zu der es keine Alternative gebe: „Die Kommunen sind in der Pflicht, die Flüchtlinge unterzubringen.“ Bund und Land zahlen dafür: Für jeden Flüchtling, der dauerhaft bleibt, bekommt die Stadt 10 000 Euro. Das deckt aber nur zu einem Teil die Kosten. Man geht davon aus, dass pro Jahr 12 000 Euro anfallen, das Defizit kommt aus dem städtischen Etat. Das wollte ein Besucher so nicht stehen lassen. „Kann man von dem Geld nicht besser Parkschilder vor der Post aufstellen, damit wir nicht immer aufgeschrieben werden?“ Es gab aber auch andere Stimmen: die, die sich über das Ehrenamt erkundigten, über Patenschaften für Flüchtlinge, über Möglichkeiten zu helfen. Ulli Dackweiler wurde ganz konkret: „Im Moment könnten wir gut Fahrräder gebrauchen, damit die Flüchtlinge sich bewegen und die Gegend erkunden können.“
Einige wollten wissen, ob die Flüchtlinge Arbeit haben. Solange sie in ihrem Asylverfahren sind, dürfen sie nicht arbeiten — außer, sie übernehmen ein Ehrenamt.
Und das tun einige: Die einen helfen der Stadt beim Reinigen oder Aufräumen, und Berit Sonnenburg berichtet von tatkräftiger Unterstützung: „In den Notunterkünften packen alle mit an, helfen bei der Logistik, reinigen die Toiletten und die Räume.“ Die meist gestellte Frage sei: „Wo können wir helfen?“
Einem Besucher war die Grundstimmung zu sehr „Friede, Freude Eierkuchen“. Es gäbe doch sicher Probleme, er habe sogar von Belästigungen gehört. Angelika Mielke-Westerlage. „Es gibt keine nennenswerten Probleme.“ Das bestätigte auch Hans-Werner Winkelmann, Kriminaldirektor bei der Polizeibehörde im Rhein-Kreis Neuss: „Natürlich gibt es immer mal wieder Einsätze in den Unterkünften, weil sich welche streiten. Aber wir haben keine signifikanten Einsätze.“ Und wenn mal jemand straffällig werde, müsse er verlegt werden. Mielke-Westerlage: „Wir wollen nichts schönreden, natürlich kann immer mal etwas passieren.“
Die Sicherheit spiele darum auch bei der neuen Einrichtung in der Barbara-Gerretz-Schule eine Rolle: „Wir haben einen Sicherheitsdienst, der von 17 bis 8 Uhr Dienst macht“, so die Bürgermeisterin. Tagsüber seien die Johanniter dort im Einsatz, ebenso wie Ehrenamtler. „Wir haben sogar eine Warteliste mit Meerbuscher, die als Paten aktiv werden wollen“, so Dackweiler. „Wir setzen schließlich auf Begegnung.“
Mielke-Westerlage kündigte noch weitere Unterkünfte an: am Eisenbrand für 200, an der Kranenburger Straße für 100 Personen. Außerdem sollen günstige Wohnungen gebaut werden, die später günstig vermietet werden können.