Prinz Philipp feiert Geburtstag an Altweiber

Philipp Vasen ist seit frühester Kindheit jeck. In dieser Session ist er Prinz in Nierst. Im Interview beantwortet er (natürlich!) elf Fragen.

Als kleiner Junge zog Philipp Vasen mit dem Kinderkarnevalszug durch die Straßen, Jahre später war er Minister in der KG Kött on Kleen. Mit 30 Jahren ist der gelernte Bankkaufmann zum ersten Mal Prinz in Nierst. Wer dort aufwächst, wird automatisch mit dem Karneval groß, sagt Vasen. Schon Vater und Großvater waren in der KG aktiv. Eine offizielle Prinzessin hat er nicht, doch auch Freundin Eva engagiert sich in der fünften Jahreszeit: Sie trainiert gemeinsam mit Freundinnen die kleine Tanzgarde der KG Kött on Kleen. Den Plan, in dieser Session Karnevalsprinz zu werden, hegte Vasen schon lang. Bereits zum 100-jährigen Bestehen der KG vor 11 Jahren fragte er beim Vorstand an, ob er zum jecken Jubiläum (111.) das närrische Zepter in der Hand halten könne.

Seit Kindesbeinen sind Sie Karnevalist, mit 30 Jahren halten Sie das närrische Zepter in Nierst in der Hand. Einmol Prinz zo sin — war das ein Kindheitstraum?

Philipp Vasen: Ganz klar. Ich bin sozusagen qua Geburt Karnevalist. Schon als kleiner Junge bin ich im Kinder-Karnevalszug mitgezogen. Mit 15 konnte ich kaum abwarten, KG-Mitglied zu werden. Zum 111-jährigen Bestehen der KG Prinz zu sein, setzt dem Ganzen quasi die Krone auf.

Wer hat morgens mehr Arbeit: der Bankkaufmann mit seinem Schlips oder der Prinz mit seinem Ornat?

Vasen: Das Ornat verlangt mir deutlich mehr Arbeit ab. Es ist am Rücken geschlossen, ich brauche also Hilfe von meiner Freundin Eva, um rein zu schlüpfen. Und auch beim Ausziehen brauche ich ein, zwei helfende Hände.

Seit Dezember müssen Sie Arbeit und Karneval unter einen Hut bringen. Geht der Jahresurlaub für die fünfte Jahreszeit drauf?

Vasen: Ich arbeite im Moment von früh morgens bis spät abends und hole quasi Arbeitszeit für die jecken Tage heraus. Mein Arbeitgeber steht voll hinter mir. Meine Kollegen sind sogar so begeistert, dass sie aus Krefeld zum Rosenmontagszug kommen.

Sie sind Mitglied der Karnevalsgesellschaft „Kött on Kleen“. Klingt nach schwedischem Wandregal...

Vasen: ...ist aber Neeschter Platt. Unsere KG ist aus einem Junggesellenverein entstanden. Vor mehr als 100 Jahren liefen die Burschen am Rosenmontag durch das Dorf und verlangten auf allen Höfen etwas zu trinken und zu essen. Die hatten sozusagen einen Freibrief. Wenn sie das nicht bekamen, drohten sie alles kurz und klein zu schlagen — auf Platt also „kött on kleen“. Daraus wurde dann auch der Name der KG. Ob es sich tatsächlich genau so abgespielt hat, weiß ich natürlich nicht. Es ist aber eine schöne Geschichte.

Trinken und Krawall machen, das klingt nach einer Menge Spaß. Kann ich da noch mitmachen?

Vasen: Bei uns kann jeder Mitglied werden, denn es gibt immer genug zu tun, aber auch immer genug zu feiern. Wichtigste Voraussetzung ist, dass man in Nierst gemeldet ist. Das hat schon dazu geführt, dass Jungs vor dem Beitritt in die KG bei hier lebenden Verwandten eingezogen sind und sich anschließend wieder in einer anderen Stadt gemeldet haben. Großer Einsatz, der aber auch belohnt wird.

Ist Karneval in Nierst Sache des starken Geschlechts?

Vasen: Nein, absolut nicht. Meine Paten-Tante sorgt zum Beispiel mit einer Freundin für das Bühnenbild im Zelt. Viele Frauen basteln auch bereits seit Wochen Kostüme für den Preiskostümball. Es ist ein Karneval für jedermann. Unser Karnevalsnachwuchs mit unserem Kinderprinzenpaar an der Spitze hat seinen großen Tag beispielsweise am 31. Januar, wenn der Kinderkarnevalszug mit anschließender Kindersitzung stattfindet. Wenn nicht jeder mithelfen würde, könnten wir das alles gar nicht schaffen.

Ausgerechnet an Ihrem 31. Geburtstag werden Sie das Rathaus stürmen. Wäre die Hoheit über Nierst ein passendes Geschenk für einen Prinzen?

Vasen: Ich glaube nicht, dass die Bürgermeisterin mir den Rathausschlüssel zum Geburtstag überlassen wird. Dafür werden wir uns schon anstrengen müssen. Wenn wir das Rathaus aber mit dem Kinderprinzenpaar übernehmen können, gibt es drinnen sicher eine kleine Geburtstags-Party.

Apropos Party: Tanzen Sie auch auf anderen Sitzungen?

Vasen: Die ersten Auftritte auf Sitzungen in der Umgebung stehen bald an. Wir haben uns auch etwas Besonderes überlegt: Meine Minister und ich haben eigens ein Lied auf Neeschter Platt einstudiert. Mein Großvater hat uns bei der Übersetzung geholfen. Was genau wir singen, bleibt aber noch geheim.

Wie steht es um Ihr Nervenkostüm?

Vasen: Meine Nervosität hält sie sich in Grenzen, aber wer weiß, was noch kommt. Ich will meine Sache gut machen, so, wie es schon fast Hundert andere Prinzen vor mir gemacht haben. Man will denen ja schließlich keine Schande machen.

Wie schafft man es, als Ü 30-Prinz immer wie aus dem Ei gepellt auszusehen?

Vasen: Der Trick ist, gar nicht drüber nachzudenken. Und ohne die Hilfe meiner Minister und meiner Freundin würde ich das alles auch nicht schaffen. Nach der Gala-Sitzung zum Beispiel feiert das Dorf beim Prinzen weiter, wir verbraten 350 Eier, feiern bis sieben Uhr früh und müssen ein paar Stunden später wieder frisch sein für den nächsten Termin. Unsere Knochen werden wir an Aschermittwoch mit Sicherheit spüren.

Sie waren 2011 Minister, sind in diesem Jahr Prinz in Nierst. Wann bewerben Sie sich als Mitglied des Kölner Dreigestirns?

Vasen: Das brauche ich gar nicht. In Nierst gibt es den besten Karneval. Der Rosenmontagszug hält an jeder Tür, dann gibt es Kaffee, einen Aufgesetzten und Mettbrötchen. Das geht so bis zum frühen Abend. Wir haben hier also — zeitlich gesehen — den längsten Rosenmontagszug der Welt. Wenn die Kölner anfangen, haben wir schon die Mittagspause hinter uns.