Energiewende in Meerbusch Sonnenenergie vom Balkon
Osterath · 150 Kunden der Stadtwerke haben sich 2023 eine Balkonsolaranlage angeschafft. Andreas Wagner war schon etwas früher dran.
Wenn die Sonne scheint und Andreas Wagner auf seiner App verfolgt, wie viel Energie seine beiden Solarmodule liefern, freut er sich. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. „Ich bin ein Überzeugungstäter“, sagt Wagner. Als Elektrotechniker informiert er sich in der Fachliteratur frühzeitig über neueste Entwicklungen, insbesondere zu Themen der Energiewende. Über Filme von dem Unternehmer und Ingenieur Holger Laudeley in der Reihe „Leben mit der Energiewende“ erfuhr Wagner auch von dessen Ideen zu Balkonkraftwerken.
So kam es, dass der Osterather sich schon 2021 eine Mini-Photovoltaikanlage für den Balkon zulegte. Er bestellte die beiden Module zu jeweils 300 Watt im Internet für damals noch stolze 2000 Euro. Mittlerweile gibt es bereits ein Modul mit Wechselrichter für etwa 200 Euro. Den frühen Kauf hat Andreas Wagner aber nicht bereut. „Man muss irgendwann mal anfangen. Wenn man nur wartet, werden die Preise nicht günstiger“, sagt er. Nun seien innerhalb der letzten Jahre die Preise für Solarzellen um etwa 90 Prozent gesunken. Außerdem wurde die Anmeldung vereinfacht. Wagner musste die Anlage noch bei der Bundesnetzagentur und den Stadtwerken anmelden. Letzteres ist nicht mehr nötig, weil der Versorger die Informationen von der Bundesnetzagentur übermittelt bekommt. 150 Kunden der Stadtwerke haben sich 2023 eine Balkonsolaranlage angeschafft.
Die Anlage ließ sich Wagner mit einem Montageset liefern und montierte sie selbst. Für deren Anschluss installierte der Elektriker auch eine Außensteckdose auf dem Balkon. Über einen Wechselrichter wird der von den Solarmodulen erzeugte Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt und für den Verbrauch des Haushalts zugänglich gemacht. 2022 war ein sonnenreiches Jahr und auch das bislang ertragreichste für das Balkonkraftwerk: 426 Kilowattstunden habe es produziert, berichtet Andreas Wagner. Im Schnitt würde er mit der Solarenergie zehn bis 20 Prozent seiner Stromkosten sparen.
Dabei ist die Lage seines Balkons im zweiten Stock mit einer südwestlichen Ausrichtung nicht optimal. Und auch wer die Module mit einem Neigungswinkel installiert, gewinnt mehr Energie. Doch Andreas Wagner war das Thema Sicherheit wichtiger. „Die Windkräfte können schon erheblich werden“, sagt er. Aus diesem Grund hängte er die Module senkrecht auf, so dass diese für den Wind den geringsten Widerstand bieten.
Wer sich heute eine Mini-Photovoltaikanlage für den Balkon kauft, für den rechne sich die Anschaffung je nach Ertrag in einem Zeitraum von vier bis acht Jahren, meint Andreas Wagner. Mittlerweile gebe es auch die Möglichkeit, nicht sofort verbrauchten Strom mit einer Batterie zu speichern. Doch das lohne sich oft wirtschaftlich nicht. Genauso wenig wie die Einspeisung von überschüssigem Strom, die daher auch in der Regel nicht vorgesehen ist.
Über Fragen rund um das Thema Balkonkraftwerk tauscht sich der Osterather gerne aus. Vor einiger Zeit hielt er einen viel besuchten Vortrag darüber vor Mitgliedern des Umweltschutzverbandes BUND. Neulich besuchte er einen Workshop dazu, den die Volkshochschule Meerbusch mit der Verbraucherzentrale angeboten hatte. Im Gespräch mit anderen wirbt er dafür, „nicht nur alles wirtschaftlich zu betrachten“.
Wagner, der als Mitglied von „Die Partei“ im Meerbuscher Rat sitzt, gibt zu bedenken: „Wenn ich mir eine teure Uhr kaufe, ist das auch nicht rein wirtschaftlich.“ Einen Beitrag zur Minderung der CO2-Emissionen und zur Linderung der Folgen des Klimawandels zu leisten, ist ihm wichtig. Nach Möglichkeit nimmt er für Dienstreisen die Bahn. Das dauere zwar länger, etwa wenn er zu einem Kunden nach Köln fahre, dies habe aber neben der Umweltfreundlichkeit weitere Vorteile. So könne er Mails lesen und schreiben.
„Privatreisen mit dem Flugzeug habe ich eingestellt, es hat lange gedauert, bis es bei mir Klick gemacht hat“, sagt er. In Meerbusch ist er mit dem Fahrrad oder der Stadtbahnlinie U76 unterwegs. Wenn das nicht geht, nimmt er das E-Auto, einen Tesla.