Meerbuscher Waldbesitzer kämpft weiter für einen Friedwald
Friedrich von der Leyen hat im November vergangenen Jahres eine Gesellschaft gegründet. Die FDP wittert Mauschelei.
Eine letzte Ruhestätte schaffen, an der sich die meisten Menschen schon zu Lebzeiten wohlfühlen: in einem Wald, unter Bäumen — der Meerbuscher Forsteigentümer Freiherr Friedrich von der Leyen hat diese Idee noch nicht aufgegeben. Seit etwa acht Jahren, sagt der Unternehmer, arbeite er an der Umsetzung eines Bestattungswaldes in Meererbusch. Es wäre der erste seiner Art in der Region, rund 60 gibt es deutschlandweit.
Um mit der Stadt Meerbusch entsprechende Vertragsverhandlungen führen zu können, hat der Unternehmer im November vergangenen Jahres eine Gesellschaft gegründet. Die Waldbetriebe Haus Meer GmbH mit derzeitigem Sitz in Neukirchen-Vluyn könnte im Fall einer Einigung mit Verwaltung und Politik als Betreiberin des Bestattungswaldes fungieren. Das notwendige Stück Wald würde die GmbH von Friedrich von der Leyen als Eigentümer pachten. Die Friedwald GmbH, die ein Bestattungswaldkonzept deutschlandweit umsetzt und mit der die Stadt in der Vergangenheit bereits verhandelt hat, wäre nur noch Lizenzgeberin, erklärt von der Leyen. Das sei kein Geheimnis und so aber auch kommuniziert worden.
Für die FDP wohlgemerkt ist die Nachricht neu. Zur nächsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses haben die Liberalen eine Anfrage an die Verwaltung gestellt. „Selbstverständlich kann jeder eine Firma gründen“, sagt Ratsherr Klaus Rettig. „Allerdings wundern wir uns über den Gegenstand der Firma — Betrieb eines Bestattungwaldes —, der eng mit dem diskutierten Friedwald in Meerbusch verknüpft ist. Daher unsere Frage: Wurden Herrn von der Leyen von der Verwaltung Zusagen oder Versprechungen gemacht, die ihn zu der Gründung dieser GmbH ermutigt haben?“ Michael Assenmacher, Technischer Beigeordneter im Meerbuscher Rathaus, sagt: „Nein, die Gespräche zum Thema Bestattungswald laufen noch, die Verwaltung erarbeitet derzeit eine entsprechende Vorlage für den Stadtrat. Zu den Gründen der Unternehmensgründung kann ich nichts sagen.“
Fakt ist: Der Bestattungswald ist eine moderne Alternative zum klassischen Friedhof. Mitten im Wald ruht die Asche Verstorbener in biologisch abbaubaren Urnen an den Wurzeln von Bäumen. So etwas wie Grabpflege gibt es nicht. Die übernimmt die Natur. Für Friedrich von der Leyen ist das einer der Hauptgründe für die Nachfrage nach dieser Bestattungsform. „Die Menschen wollen ein pflegefreies Grab“, sagt er. „Ums Geld geht es den meisten dabei meiner Meinung nach nicht.“ Der Stadt hingegen schon, auch deshalb wurde das Konzept noch nicht umgesetzt. 2012 hatte die Friedwald GmbH erstmals einen Antrag an die Stadt gestellt, im ersten Anlauf aber eine Abfuhr kassiert. 2015 beauftragte der Rat die Verwaltung dann mit Verhandlungen mit dem Unternehmen. Problematisch aus Sicht des städtischen Haushalts ist die Tatsache, dass Meerbusch auch eigene Friedhöfe betreibt.
Schon jetzt lassen sich immer weniger Menschen auf Gräberfeldern bestatten. Allein in den vergangenen fünf Jahren sei der Anteil der Urnenbestattungen in Meerbusch um zehn Prozent gestiegen, sagt der Leiter der städtischen Friedhöfe Michael Betsch. Befürchtet wird nun, dass durch einen Friedwald die städtischen Friedhöfe noch weniger genutzt werden könnten. Die Unterhaltungskosten aber blieben gleich. Folglich müssten die Gebühren steigen.
Friedrich von der Leyen sieht das nicht so. „Das eine ist eine Ergänzung des anderen“, sagt er. „Die Verwaltung hat einen Vertragsentwurf vorliegen, aber im Moment geht es nicht weiter. Wir werden sehen, wie die Entscheidung ausfällt.“