Geldautomaten in Meerbusch Wunsch nach mobiler Bankfiliale wächst

Meerbusch · Nach dem Abbau von Bankautomaten sorgen sich vor allem ältere Meerbuscher, wie sie künftig an Bargeld kommen. Zuletzt schlug der Bürgerverein Bösinghoven eine mobile Lösung vor. Die Geldinstitute setzen auf andere Strategien.

In der Filiale der Volksbank in Bösinghoven wurde vor mehr als einem Jahr ein Geldautomat gesprengt. Die Bank ist nun geschlossen, in Bösinghoven gibt es auch keine andere Möglichkeit, Bargeld abzuheben.

Foto: RP/Angelika Kirchholtes

Das Bezahlen ohne Bargeld hat in Deutschland laut einer Bundesbank-Studie zuletzt zugenommen. Doch ganz ohne Scheine und Münzen kommen auch die Meerbuscher nicht zurecht. Sie sorgen sich um die Zukunft des Bargeldabhebens in der Stadt. So berichtete eine Leserin kürzlich, dass einem Geldautomaten in Lank Anfang des Monats schneller das Bargeld ausgehe. In der vergangenen Sitzung des Seniorenbeirats war die Schließung von Bankfilialen in Deutschland ein Thema. Und in den Rheingemeinden gibt es sehr wenige bis gar keine Möglichkeiten, Bargeld abzuheben.

Die 2300 Einwohner von Bösinghoven können sich beispielsweise seit der Sprengung des Geldautomaten der Volksbank im Ortsteil nicht mehr mit Bargeld versorgen. Einen Supermarkt gibt es nicht. Der Vorstand des Bürgervereins Bösinghoven hatte deshalb nach der Schließung der Filiale einen Termin bei der Volksbank in Mönchengladbach, um dort Verbesserungen auszuloten.

Eine Möglichkeit wäre, einen
Bus als mobile Bank einzusetzen

So regte der Vereinsvorstand an, das Institut möge einen Bus als mobile Bank einsetzen. „Das kenne ich aus anderen Gemeinden und das funktioniert ganz gut“, sagt Philip Grünefeld, Vorsitzender des Bürgervereins. Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat in einigen Stadtteilen eine solche mobile Filiale im Einsatz, die regelmäßig an bestimmten Haltepunkten stoppt. Als weitere Lösung bei dem Institut brachten die Vereinsmitglieder aus Bösinghoven den Hofladen Seibt ins Spiel. Dass sich die Banken Lösungen vor allem für ältere Meerbuscher überlegen sollten, sieht auch Jürgen Simons so. Er ist Behindertenbeauftragter der Stadt. „Junge Leute haben kein Problem damit, Geld zum Beispiel im Supermarkt abzuheben oder Überweisungen zu tätigen“, sagt er. Er erlebe aber immer wieder Senioren, die Schwierigkeiten hätten, sich an den vorhandenen Automaten zurechtzufinden. In Lank sei er beispielsweise schon häufig nach Hilfe beim Abheben gefragt worden. Simons ist überzeugt, dass vor allem für die ältere Generation die persönliche Beratung entscheidend sei und vielerorts fehle. Im Gespräch nennt auch er das Stichwort „mobile Bank“ als eine Lösung.

Aus gleich mehreren Gründen sei der Einsatz einer solchen aktuell nicht geplant, teilt ein Sprecher der Sparkasse Neuss auf Anfrage mit. Unter der Telefonnummer 02131/974444 biete die Sparkasse bereits seit einiger Zeit einen besonderen Service. Mitarbeiter seien dort 365 Tage im Jahr persönlich für Kunden erreichbar. Das Angebot für alle, die Chats oder E-Mails nicht nutzen wollen oder können, erfreue sich auch in Meerbusch großer Beliebtheit, so der Sprecher. Die Erfahrung anderer Sparkassen hätten zudem gezeigt, dass mobile Filialen in der Praxis oft wenig Zuspruch fänden. „Ausnahmen bilden lediglich besonders ländliche Regionen wie zum Beispiel der Bayerische Wald, die Rhön oder Gebiete in den neuen Bundesländern wie zum Beispiel die Uckermark, wo die Entfernungen zur nächsten Filiale oder zum nächsten Automaten oft mehr als 15 oder 20 Kilometer betragen.“ Auch eingeschränkte Diskretionsbereiche und Wartemöglichkeiten seien bei mobilen Banken problematisch.

Eine mobile Filiale sei derzeit noch nicht geplant, erklärt auch ein Sprecher der Volksbank Mönchengladbach. Er teilt aber mit: „Derzeit sind wir im Austausch mit den Städten und Kommunen in der Region für alternative und sichere Standorte.“ Eine Rolle spiele dabei der Geldautomat, der zukünftig in einer Beton-Säule verbaut werden soll. Damit will die Volksbank auch gegen Automatensprenger vorgehen. Ein Clou an den frei stehenden Säulen sei, dass bei einer Sprengung keine Gebäude beschädigt würden. Bereits bestellt hat die Volksbank in Viersen solche Säulen. Dort heißt es, diese seien robust und sollten sie doch gesprengt werden, gehe die Sprengkraft nach oben und hebe den Deckel an – die Täter kommen nicht an das Geld. Kurzfristige Umsetzungen solcher Einrichtungen seien nicht möglich, weil unter anderem Bauanträge erforderlich seien, so der Sprecher der Volksbank Mönchengladbach. Er rechnet damit, dass Ende 2023 erste Beton-Säulen im Verbreitungsgebiet der Bank entstehen könnten. Standorte könne er allerdings nicht nennen.