Milchkrise: Landwirt sorgt sich um Zukunft
Thomas Norf aus Lank-Latum investierte zwei Millionen Euro in einen Kuhstall.
Vor 20 Jahren gab es noch 20 Milchbauern in Meerbusch. Im kommenden Jahr wird es nur noch ein großer Betrieb sein: Thomas Norf (47) hat auf seinem Hof auf den Feldern zwischen Lank und Nierst 250 Milchkühe stehen und für diese Tiere vor vier Jahren einen großen Stall gebaut. „Zwei Millionen Euro habe ich investiert, weil einem alle Experten empfohlen hatten, dass man als Milchbauer wachsen muss, um zu bestehen.“ Die aktuelle Milchkrise besorgt ihn deshalb sehr. Wenn nicht schnell weitere Korrekturen vorgenommen werden, könne er seine Kredite nicht mehr zahlen, fürchtet Norf. Er glaubt: „Mit meiner Zahl von 250 Kühen werde ich in 15 Jahren als Hof nicht überleben können.“
Die Lage für die Milchbauern ist dramatisch — und die Entwicklung in Meerbusch steht beispielhaft für ganz Deutschland. Stephan Münks (52), Heinrich Leuchten (59), Wilhelm Stocks (52) — sie alle haben schon aufgegeben oder werden es. Stocks hat nur 25 Tiere und setzt zusätzlich auf Ackerbau. „Aber der Getreidepreis liegt ja ebenfalls im Keller“, sagt er. Thomas Norf hat andere Pläne. Seine Kinder, zehn und acht Jahre alt, sollen eigentlich den Hof im Meerbuscher Norden einmal übernehmen. Dafür hatte Norf den Stall neu gebaut und gehofft, eine zusätzliche Person einstellen zu können.
Große Betriebe setzen mittlerweile auf einen Kuhmanager, der den Ertrag pro Tier steigert. „Meine Frau und ich haben beide eine 120-Stunden-Woche. Die Arbeitswoche fängt montags um 5 Uhr an und endet Sonntagsabends um 21 Uhr.“ Auch der Vater (80) hilft mit. Urlaub? Fehlanzeige.
Wären Ökohaltung und Biomilch eine Lösung? „Wenn alle auf Biomilch setzen, dann wird der Markt auch hier die Preise nach unten drücken.“ Milchverkauf ab Hof sei auch keine Alternative: „Wir liegen hier abgelegen, hier kommt keiner mit dem Auto über die Feldwege.“ Seine Idee geht dahin, Betriebe nur noch bis 100 Kühe zu fördern und hier einen Garantiebetrag von 40 Cent pro Liter Milch zu sichern. „Mengen darüber müssten auf dem freien Weltmarkt verkauft werden.“
Die 100-Millionen-Euro-Spritze, die Bundesminister Gerd Müller den Landwirten in Aussicht gestellt hat, wird nach Meinung von Bauer Norf nicht reichen. „Die steuerlichen Vorteile, die den Landwirten in Aussicht gestellt werden, helfen mir nicht, weil ich derzeit keinen Gewinn mache. Das hilft am Ende nur den Großbetrieben mit 600 bis 800 Kühen, die auch jetzt noch einen kleinen Gewinn machen.“