Närrische Kinder und große Gala
Sitzung von Kött on Kleen und der erste Umzug.
Nierst. Auf ihre Tanzgarden sind die Nierster Jecken seit Jahrzehnten besonders stolz, und das zu Recht. Schon die kleine Tanzgarde strotzt vor Selbstbewusstsein und Eifer.
Aufgeregt stehen die zwölf Vier- bis Achtjährigen am Samstagabend im Eingangsbereich des Festzelts und warten auf ihren Auftritt bei der Galasitzung von Kött on Kleen, also darauf, dass Engel Hettwich das Feld räumt.
Ausgelassen folgen die jungen Damen in weinroten Samtröckchen, weißen Blusen und reich verzierten samtroten Jäckchen dem Büttenmarsch auf die Bühne.
Ihre Aufregung ist schnell verflogen. Drehungen, Figuren und Spagat sitzen perfekt, und das Publikum jubelt. Man ist zu Hause. Die Trainerinnen Carina Fetten, Nicole Groß und Eva Schwarzer nehmen den traditionell aus Salami geformten Hausorden in Empfang. Mit hochroten Wangen platzen die kleinen Tanzmariechen fast vor Stolz über den gelungenen Auftritt. Jubel und Büttenmarsch begleiten die Tanzgarde beim Abschied.
Während sich die Kinder auf den Heimweg machen, beginnt der Abend für die große Tanzgarde. Im Narrenzelt geht es unter dem Motto „Die große bunte Comicwelt hant mer os noh Neesch bestellt“ erst richtig los.
Dem ersten, noch klassischen Auftritt folgt später ein Showtanz der elf bis 15 Jahre alten Tänzerinnen. Da hätte selbst Roger Rabbit lange Ohren gemacht, hätte er gesehen, wie die jecken Mädels mit weiß gepunkteten lilafarbenen Petticoats die Welt des Rock ‘n’ Roll aufleben ließen.
Natürlich durften auch humoristische Einlagen nicht fehlen. Andy Bongartz und Carsten Claassen, ebenfalls Neeschter Eigengewächse, nehmen alljährlich die Ereignisse im Dorf aufs Korn. Diesmal erwischte es den Schweinepeter, der vom Borstenvieh auf Pferdezucht umgesattelt hat. Derb freute sich Claassen, der Jeck: „Endlich hat die Frau mal einen Hengst im Stall!“
Aber auch das jecke Oberhaupt der Freien Herrlichkeit bekam sein Fett weg. Das sei auf dem Rückweg von der Linner Sitzung von der Polizei angehalten worden. Zweimal hätte die Nachsicht bewiesen, nachdem sich der Angeheiterte vorgestellt hatte. „Ich bin Prinz Günter III., und das ist mein Superminister Hermi. Können Sie nicht ein Auge zudrücken?“
Bei der dritten Begegnung war jedoch die Grenze geduldiger Gelassenheit erreicht: „Ich weiß, du bist der Prinz mit dem Superminister, aber wenn du nicht langsam aus dem Kreisverkehr rausfährst, gehst du zu Fuß nach Nierst!“