Nazi-Wandbild: Schulen sind gegen komplette Freilegung
Leiterinnen der Brüder-Grimm-Schule und der Mauritiusschule schreiben Brief an die Politik. Der Kulturausschuss entscheidet heute.
Heute Abend soll sich im Meerbuscher Kulturausschuss die Zukunft des alten Nazi-Wandbilds entscheiden, das im alten Heim der Hitlerjugend am Dr.-Franz-Schütz-Platz seit Jahrzehnten verborgen hinter Putz liegt. Der Meerbuscher Geschichtsverein hatte vorgeschlagen, das 1939 vom Maler Fritz Schlüter gestaltete Wandgemälde namens „Bildkarte von Büderich“ wieder komplett freizulegen. Meerbuscher Schülern sollten an diesem Werk die Verführungsstrategien der Nationalsozialisten erklärt werden, fordert der Vorsitzende des Vereins, Mike Kunze.
In einem neuen Schreiben an die Politik wenden sich jetzt die Leiterinnen der Mauritiusschule und der Brüder-Grimm-Schule — beides Grundschulen — gegen diesen Plan. Die Schulleiterinnen Gabriele Zaum und Stephanie Pieper appellieren an die Politik, eine komplette Freilegung des Bildes auf jeden Fall zu verhindern. Die Schulen äußern die Befürchtung, dass das Wandbild eine „Pilgerstätte“ für Rechtsextreme werden könnte. Sie äußern außerdem Zweifel am Sinn einer Ausstellung des Bildes an einem Ort, der Kindern als Betreuungsort dient und der von vielen Menschen nicht primär deshalb aufgesucht wird, weil sich dort das Bild aus der NS-Zeit befindet.
Noch dient das alte HJ-Heim am Dr.-Franz-Schütz-Platz als Verwaltungssitz. Regelmäßig tagt dort die Politik für ihre Ausschüsse, so auch heute Abend beim Kulturausschuss. Ab Sommer 2017 sollen allerdings in dem Gebäude, in dem früher die Kämmerei ihren Sitz hatte, auch die Grundschulen ihren Offenen Ganztag beherbergen.
„Ich glaube zwar nicht, dass meine fünf- bis zehnjährigen Schüler an dem Bild Anstoß nehmen werden“, sagt Schulleiterin Stephanie Pieper. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass Rechtsextreme in das Heim kommen könnten und die Schüler diesen begegnen würden. „Ganz sicher werden die Kinder keinen Vorteil aus dem freigelegten Fresko ziehen können“, schreiben die Schulleiterinnen in ihrem Brief. Stephanie Pieper gibt auch zu bedenken, dass ein freigelegtes Bild in diesem Rahmen oft nur beiläufig wahrgenommen würde. „Das wird dem Ziel, es als mahnende Warnung zu zeigen, dann nicht mehr gerecht.“
Wie sich die Politik entscheidet, wird sich erst im Kulturausschuss klären (17 Uhr, Dr.-Franz-Schütz-Platz). Es gibt mittlerweile Signale, dass die Politik komplett auf eine Freilegung verzichten will. Die Meerbuscher Stadtverwaltung schlägt eine Teilfreilegung vor. Dies würde bedeuten, dass eine Fläche von zehn mal zehn Zentimetern freigelegt wird. Auf einer Hinweistafel soll dann auf die Hintergründe der Entstehung des Werkes hingewiesen werden. Noch gibt die Verwaltung keinen Hinweis darauf, welcher Teil des Gemäldes freigelegt werden muss. Nur ein kleiner Teil des Bildes zeigt nämlich NS-Symbole.