Nierster wollen Deich verschwenken

Die Gegner der Pappelfällung fühlen sich vom Deichverband falsch informiert.

Nierst. Der anfangs noch recht unorganisierte und vor allem empörte Protest gegen die vorgesehene Fällung der knapp 100 Pappeln im Zuge der Deichsanierung in Nierst formiert sich. Bei einem Treffen auf dem Werthhof waren sich die gut 35 Baumfreunde nach zwei Stunden einig: Es geht auch ohne eine Rodung, man muss nur wollen.

Die Protestler setzen ihre Hoffnung auf die Versammlung des Nierster Bürgervereins am 18. November, wenn der Vorstand des Deichverbandes Stellung beziehen will. Denn von dem fühlen sich nicht nur die unmittelbar Betroffenen schlecht informiert. "Als der Deichgräf im Ausschuss das Vorgehen vorstellte, sagte er nur, dass die Bezirksregierung mit dem Planfeststellungsverfahren nicht in die Pötte kommt. Von einer Fällung der Pappeln war nie die Rede, Pläne haben wir nicht gesehen", so der Grüne Heinz Ruyter.

Andrea Blaum hat sich bei der Bezirksregierung schlau gemacht und dort den landschaftspflegerischen Begleitplan aufgetan. "Wenn man in den nur weit genug hineinkriecht, steht dort tatsächlich: Die Pappeln müssen weg."

Nun ist das Planfeststellungsverfahren längst rechtskräftig. Eine Verschwenkung des gut drei Kilometer langen Deichabschnitts um 30 Meter in das Landesinnere, wie es die Pappel-Anhänger befürworten, ist daher nicht ohne Änderung der umfangreichen Planungen möglich.

Doch wäre die tatsächlich so aufwändig, wie der Deichverband stets behauptet? "Die schüren doch nur die Angst der Nierster, behaupten, das verzögere die Deichsanierung um fünf Jahre und wir würden alle nasse Füße bekommen", erregt sich Renate Brors, die den Proteststurm losgetreten hat.

Charlotte Nieß-Mache, die sich als ehemalige Umweltdezernentin in Düsseldorf bestens mit solchen Streitfällen auskennt, empfiehlt: "Man muss jetzt die Öffentlichkeit mobilisieren, Unterschriften sammeln, die Umweltverbände einschalten und Druck auf den Deichverband ausüben." Planänderungen seien durchaus noch möglich.

Zumal die Eigentümer der für eine Versetzung des Deiches notwendigen Ackerflächen einem Verkauf nicht abgeneigt seien, weiß Brors, "allein die Hälfte gehört der Gutsverwaltung". Außerdem habe es zu Beginn des Planverfahrens vier Alternativvorschläge gegeben, einer davon mit einer Zurücksetzung des Deiches, erinnert eine Zuhörerin. "Auf den muss man die neue Planung nur aufbauen."

Baumexperte Lothar Wessolly erstickt die Debatte, ob die Pappeln denn nicht bereits ein zu hohes Alter erreicht hätten, im Keim: "Die Pappel stirbt nur an der Summe ihrer Probleme, kann ansonsten aber uralt werden." Man müsse sie nur von Verkehrswegen fernhalten. Die Gefahr einer Unterwurzelung des Deiches bestünde natürlich, daher plädiere auch er dafür: Deich und Bäume voneinander trennen.

Die erschreckende Überlegung aller Anwesenden zum Abschluss: Baubeginn für die Deichsanierung dürfte wohl im April 2010 sein. Da ab Januar mit Überschwemmungen zu rechnen sei, könnten die Rodungen noch im Dezember beginnen.