NPD-Kundgebung: Wölli Rohde widerspricht der Polizei
Der Ex-Schlagzeuger der Toten Hosen sagt, er habe die Kundgebung der NPD nicht gestört.
Ist bei der NPD-Kundgebung vergangene Woche in Büderich alles ordnungsgemäß verlaufen? Das sieht eine Gruppe von Leuten nicht so, sie kritisiert Polizei und Stadt. Der Ex-Schlagzeuger der Toten Hosen, Wolfgang „Wölli“ Rohde, war von Polizisten überwältigt worden. Die Polizei wirft ihm vor, versucht zu haben, eine Absperrung zur NPD-Kundgebung zu durchbrechen. Er habe eine Beamtin beleidigt und Widerstand geleistet.
„Ich komme gerade aus der Chemo, bin völlig abgemagert, zu 100 Prozent schwerbehindert. Wie die Polizei auf die Idee kommen konnte, dass ein schwer kranker Mann wie ich die NPD-Versammlung stürmen wollte, ist mir ein Rätsel“, sagte der Musiker in einem Interview.
Zwölf NPD-Mitglieder hatten am Donnerstag auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz eine Kundgebung gegen „Überfremdung“ abgehalten. Etwa 200 Meerbuscher versammelten sich parallel zu einer Gegenkundgebung auf dem Platz.
Wolfgang „Wölli“ Rohde
Allerdings war bereits vor Beginn der Kundgebung bekannt geworden, Rohde plane „eine Aktion“. Er habe sich ein Brötchen beim Bäcker holen wollen, als sich die Beamten auf ihn gestürzt hätten, erklärte er nun.
Die Fraktion „Die Aktiven“ wandte sich an den Polizeipräsidenten, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, kritisiert „brutale Gewalt“ seitens der eingesetzten Beamten. „Dem betroffenen Musiker ist einerseits sein Alter anzusehen sowie weiterhin eine schwere Krebserkrankung. Das müssen oder können die Polizeibeamten einfach nicht übersehen haben“, schreibt der Fraktionsvorsitzende Christian Staudinger-Napp. Petrauschke kündigte gestern Nachmittag an, den Vorgang noch einmal prüfen zu lassen.
Kritik kommt auch von den Künstlern Gregor Merten und Carmen Dietrich. Sie haben die im Boden des Platzes eingelassene Intarsie „Engel der Kulturen“ gestaltet, wollten auch an der Gegenkundgebung teilnehmen. „Da die Einsatzkräfte uns nicht gestatteten, mit unserer Fahne den Platz zu betreten, mussten wir uns am Straßenrand aufhalten“, schreiben sie an Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage.
Die Künstler kritisieren auch die Stadt: „Hiermit dürfen wir Sie mit Nachdruck darum bitten, dafür Sorge zu tragen, dass zukünftig den Rechten nicht gestattet wird, an diesem Platz, wo Plakatwand und Intarsie den Wunsch der Bevölkerung nach respektvollem Miteinander repräsentieren, ihre hetzerischen und menschenverachtenden Parolen vortragen können.“
Mielke-Westerlage antwortete gestern, in ihrer Rede habe sie bereits deutlich gemacht, dass sie den Ort der NPD-Demo vor der Plakatwand „Künstler gegen Ausländerfeindlichkeit“ mit der Bodenintarsie für geschmacklos halte. „Allerdings sind Demonstrationen gegenüber der Stadt weder anzeige- noch genehmigungspflichtig“, betonte die Bürgermeisterin. „Die Genehmigung ist alleinige Aufgabe der Kreispolizeibehörde, die hierzu auch keine Stellungnahme der Stadt einholt, sondern auf Grundlage des Versammlungsrechts entscheidet.“