Osterath: Reha-Klinik platzt aus den Nähten

Christian Röhrl hat die Geschäfte der Therapieklinik in der Hand. Die will wachsen: Der Küchentrakt soll umgebaut werden.

Osterath. Seit dem 1.Januar hat die St.Mauritius-Therapieklinik in Osterath einen neuen Geschäftsführer. Zu den ersten Amtshandlungen von Christian Röhrl, dessen Vorgänger wegen Untreue vom Düsseldorfer Landgericht zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt wurde, gehörte zwangsläufig, eine funktionierende Rechnungsprüfung in dem 300-Betten-Haus an der Strümper Straße einzuführen.

"Damit wurde bereits im Vorjahr begonnen, jetzt herrscht ein striktes Vier-Augen-Prinzip: Jede Anweisung muss mindestens zwei Unterschriften haben, sonst geht hier kein Geld raus."

Nachdem diese erste Hürde erfolgreich genommen war, konnte sich der 48-Jährige daran begeben, eigene Akzente zu setzen. "Ich habe schnell begriffen, dass wir hier langfristig Verbesserungen in der Unterbringung von Patienten erreichen müssen, um unsere gute Marktposition zu behaupten", sagt der Krankenhausbetriebswirt.

Anders ausgedrückt: "Ich bin mit dafür verantwortlich, dass nichts dagegen spricht, in dieser Klinik aufgenommen zu werden."

Viele Maßnahmen seien ergriffen worden: Ein interner Ideen-Wettbewerb oder eine systematisch ausgewertete Patientenbefragung gehören dazu.

Doch nach fast zehn Jahren stößt die Therapieklinik in vielen Bereichen schlichtweg an ihre Grenzen. "Wir müssen zusätzliche Flächen in dem bestehenden Baufenster erschließen", so Röhrl, der als ersten Schritt die ehemalige Küche ins Visier genommen hat.

Die liegt schon seit mehreren Jahren brach, seitdem man das Essen von einem Caterer bezieht.

Gerade in der Neuropädiatrie sei der Bedarf an zusätzlichem Platz enorm. "Zumeist belegen vier Personen ein Zimmer, da ein Kind fast immer auch Vater oder Mutter bei sich hat. Wünschenswert wäre es, wenn Kind und Elternteil alleine ein Zimmer zur Verfügung hätten", konkretisiert der zweifache Vater eines seiner Ziele.

Aufgrund des großen Grundstückes sei es zwar auch denkbar, neu zu bauen, "doch so ein Vorhaben würde mindestens 25 Millionen Euro kosten, die komplett in Eigenfinanzierung zu stemmen wären, da es für Reha-Einrichtungen vom Land keine Fördermittel gibt".

Das liebe Geld ist ohnehin ein wichtiger Aspekt bei der Arbeit des Geschäftsführers. "Meine Rolle bewegt sich natürlich primär auf Kostenträgerebene", spezifiziert Röhrl.

Einvernehmen mit Krankenkassen erzielen, aber eben auch die Vorteile des eigenen Hauses gegenüber Mitkonkurrenten herausstellen, das zählt der gebürtige Essener, der in Ratingen wohnt, zu seinen Hauptaufgaben.

Und auch hier hat er Verbesserungsbedarf erkannt: "Die Beantwortungszeit der Krankenkassen ist zu lang. Das Bett ist schon längst frei, doch die Zusage über die Kostenübernahme lässt auch sich warten. Da muss sich etwas ändern."

Auch intern unterliege man der Pflicht, Standards ständig zu hinterfragen. "Wir haben zum Beispiel Anpassungen im Aufnahme-Management vollzogen. Der erste Kontakt zum zuweisenden Arzt geschieht so früh wie möglich, und die Entlassung wird praktisch schon ab dem ersten Tag organisiert, so dass eventuell notwendige Hilfsmittel auch frühzeitig zur Verfügung stehen."

Die Vorteile seines Hauses zu unterstreichen, fällt Christian Röhrl nicht schwer. "Kurze Wege, keine langen Flure, stattdessen die Therapie- in unmittelbarer Nähe der Stationsbereiche. Das Personal übersteigt die Anzahl der Patienten, so dass auch eine Beziehung auf persönlicher Ebene möglich ist. Für Eltern sind in der Neuropädiatrie Rückzugsmöglichkeiten vorhanden. Es bestehen enge Kooperationen mit niedergelassenen Ärzten oder etwa der Uni-Klinik Düsseldorf. Und: Es gibt eine umfassende Nachbetreuung, denn mit der Entlassung darf die Reha nicht beendet sein", schwärmt der 48-Jährige, der seinen Wechsel von der MediClin-Fachklinik in Essen nach Osterath "noch mit keinem Tag bereut hat".