Protest gegen Flüchtlingshäuser
Die Pläne für die Unterkünfte an der Rottstraße und an der Kierster Straße in Lank stießen auf heftigen Gegenwind.
Es ging am Donnerstagabend um zwei Bau-Projekte für Flüchtlinge: Eins entsteht an der Rottstraße und soll ab Oktober 2017 nach Plan 70 Flüchtlinge in Geschossbauwohnungen aufnehmen. Ein anderes wird an der Kierster Straße nahe der früheren Mülldeponie gebaut. Dort sollen 16 Reihenhäuser entstehen, in denen maximal 225 Flüchtlinge leben könnten. Gegen beide Projekte hagelte es reichlich Proteste.
Die Lanker hatten am Donnerstagabend viele Fragen an Frank Maatz, den Ersten Beigeordneten der Stadt, sowie an Technischen Beigeordneten Michael Assenmacher. Deutlich weniger der Anwesenden interessierten sie sich für die soziale Komponente: Ute Bishop von der Diakonie und Dorota Hegenrath von der Caritas kamen kaum zu Wort und wurden von den zum Teil wütenden Besuchern sogar unterbrochen, als sie Antworten auf Fragen von Bürgern geben wollten. „Das ist jetzt nicht Thema“, riefen sie aufgebracht.
Ihr Thema stattdessen: Zum einen die Bauweise der Häuser an der Kierster Straße („Geht das nicht kleinteiliger?“). Und zum anderen die Kommunikation der Stadtverwaltung: „Wenn Mitte April schon die Baugenehmigung erteilt wird — dann ist doch schon jetzt alles in trockenen Tüchern“, schimpfte einer. Viele Bürger beschwerten sich darüber, dass die Stadt sie im Entscheidungsprozess nicht mitgenommen habe. „Aber wir reden doch jetzt“, versuchte Assenmacher die Situation zu retten. Er versprach, alle Anregungen aufzunehmen und in die nächsten Planungsgespräche — zum Beispiel am 5. April im Planungsausschuss — einzuarbeiten.
Das generelle Problem der Stadt versuchte Frank Maatz zu erläutern: Meerbusch muss einfach etwas tun, um Flüchtlinge unterzubringen. Auch wenn im März kein Flüchtling Meerbusch zugeteilt werde — die Stadt hat ihre Quote mit 102 Prozent übererfüllt — könne man im April mit neuen Flüchtlingen rechnen. „Wir brauchen 900 Plätze“, so Maatz. In der Stadt gebe es im Vergleich zu anderen Kommunen keine leeren Hallen oder Büros, die man umgestalten könne. Deswegen müsse neu gebaut werden. Und diese Bauten seien ganz einfach, nicht luxuriös. Aber: „Sie werden nachhaltig gebaut.“ Das heißt: Wenn sie in einigen Jahren nicht mehr für Flüchtlinge gebraucht werden, könnten sie auf dem freien Markt verkauft werden.
Ein Thema brannte den Lankern ebenfalls auf den Nägeln: Als weiteres Argument gegen die geplanten Flüchtlingswohnungen erinnerten sie an die frühere Mülldeponie und mögliche restliche Bodenbelastungen mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Die stünden in alten Gutachten noch drin. „Aber die haben sich doch im Laufe der Jahre verflüchtigt“, so Assenmacher. Diese Antwort reichte den Bürgern nicht: „Okay, wir beauftragen ein neues Gutachten“, sagte Assenmacher. Das tat er dann gleich gestern. Der Gutachter wird schon in den nächsten Tagen Proben nehmen. Die Kosten für dieses Gutachten liegen bei einigen Tausend Euro. „Das verzögert auf keinen Fall den Bau der Häuser“, so Assenmacher gestern.
Eine Lankerin ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Sie gab zu, „sich von Flüchtlingen eingekesselt zu fühlen“. Ein Bürger meinte, dass mit diesen Häusern „ein Ghetto“ entsteht. Frank Maatz: „Nein, ein Ghetto wollen wir auf jeden Fall vermeiden.“