Martin Stranzl fühlt sich in Büderich zu Hause
Fußballprofi will auch nach seinem Karriereende im Sommer am Niederrhein wohnen bleiben.
Meerbusch fühlte mit, als Bundesliga-Star Martin Stranzl in einer bewegenden Pressekonferenz immer wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte. Zum Ende der Saison werde er seine Karriere an den Nagel hängen, sagte der 35-Jährige sichtlich bewegt. Martin Stranzl sagt „Servus Bundesliga“ — in Meerbusch wird er aber dennoch wohnen bleiben. Mehr noch: Stranzls Abschiedspressekonferenz war beste Werbung für die Stadt. „Wir fühlen uns im Rheinland, speziell in Meerbusch, sehr wohl und sind hier inzwischen richtig heimisch geworden“, sagte Stranzl und kündigte an, nicht in seine Heimat Österreich zurückgehen zu wollen.
Stranzls Beliebtheit in Meerbusch zeigte sich nach der Pressekonferenz auch bei Facebook. Wirtschaftsförderin Heike Reiß schrieb dort gestern. „Mir persönlich tut es sehr leid, dass unser Meerbuscher Martin Stranzl seine Karriere im Sommer beendet. Aber riesig habe ich mich gefreut, dass er gesagt hat, wie wohl und heimisch er und seine Familie sich hier fühlen.“ Sie freue sich, wenn sie Stranzl bald mal wieder auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz an der Currywurstbude von Mike Müller-Prothmann treffe.
Die kleine Anekdote zeigt: Stranzl machte sich nicht rar im Stadtbild wie andere Bundesligaprofis, die von ihrer Stadt nur Hotel und Trainingsplatz kennen. Stranzl ist gerne Meerbuscher: Er war in den vergangenen Jahren etwa Gast beim Pfarrfest an der Niederdonker Kapelle oder bei der Winterwelt.
Seit knapp 20 Jahren ist der 35-Jährige im Profifußball aktiv. Vor mehr als fünf Jahren war der 56-fache österreichische Nationalspieler von Spartak Moskau zu Borussia Mönchengladbach gewechselt und hatte mit seiner Familie ein Haus in Büderich bezogen. Mit seiner Frau Elke fühlte er sich von Beginn an wohl in Meerbusch, zudem haben die beiden gemeinsamen Kinder Elias (8) und Hannah (6) den größten Teil ihres noch jungen Lebens in Meerbusch verbracht. Auch die beruflichen Perspektiven der beiden Sprösslinge seien ein Faktor gewesen. „Unsere Kinder haben hier später einfach viel bessere berufliche Möglichkeiten als in meinem 280 Einwohner zählenden Heimatdorf in Österreich“, sagte Stranzl.
Auch die fußballerischen Aussichten für seinen Sohn Elias, der für den FC Büderich kickt und später vielleicht einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten könnte, spielten bei der Entscheidung für Meerbusch eine Rolle. „Gerade hier im Westen gibt es so viele hochkarätige Vereine, die einem Nachwuchsspieler gute Möglichkeiten bieten“, weiß Stranzl. Mit seinen bald neun Jahren habe Elias zwar noch nicht ganz verstanden, was es wirklich heißt, Fußballprofi zu werden. „Aber es ist ja ganz normal, dass man als Kind die Dinge anders sieht als ein Erwachsener“, sagte Stranzl.
Beim FC Büderich freut man sich über den Verbleib der Stranzls. „Elias ist ein richtig guter Fußballer, da sieht man schon, dass er das Talent des Vaters in die Wiege gelegt bekommen hat“, sagte Vorsitzender Oliver Kraus. Aufgrund von Verletzungen sei Borussias Abwehrchef in dieser Saison häufig auf der Platzanlage am Eisenbrand gewesen, um seinen Sohn beim Kicken zuzuschauen. Starallüren seien dem Profi völlig fremd. „Er ist ein sehr umgänglicher und freundlicher Mensch, der auf dem Boden geblieben ist“, sagte Oliver Kraus.
Vor rund anderthalb Jahren hatte sich Stranzl beim Büdericher Fußballclub engagiert und alle Mannschaften mit einheitlichen Präsentationsanzügen ausgestattet. Im Gegenzug verpflichtete sich der FCB, Stranzls Automobil-Manufaktur „2.0 Automotive“ durch Stadionwerbung zu repräsentieren. Das Unternehmen „2.0 Automotive“ hatte Oldtimer-Liebhaber Stranzl gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Sebastian Küppers 2013 im Zentrum von Düsseldorf gegründet, um sich ein zweites Standbein zu schaffen. Ob seine berufliche Zukunft allerdings allein in der Autowelt liegt, weiß Stranzl derzeit noch nicht. Sein aktueller Arbeitgeber hat ihm bereits ein Jobangebot gemacht. Stranzl hat sich erst einmal Bedenkzeit bis Sommer erbeten. Zunächst möchte er seiner Familie viel Zeit widmen, die zuletzt immer zurückstecken musste.