Religiöse Kostbarkeiten aus Papier
Altes Küsterhaus zeigt alte und neue Adventskalender und Krippen.
Büderich. Schokolade oder andere Süßigkeiten fanden Kinder nicht, wenn sie vor 1950 die Türchen ihres Adventskalenders öffneten. Stattdessen blickten sie auf kleine Bildchen oder fanden ein Briefchen mit einem Gedicht von Rilke vor.
Inge Sternemann hat den Schwerpunkt in der am Sonntg im Alten Küsterhaus eröffneten Weihnachtsausstellung in diesem Jahr auf Kostbarkeiten aus Papier gelegt. Neben Adventskalendern erwarten den Besucher so genannte Pop-up-Bücher, ebenso kunstvoll gefertigte wie fragil wirkende Krippen und Baumschmuck.
Der älteste Adventskalender um 1935 zeigt ein aus Pappe geprägtes, strohblondes Schneewittchen in glückseliger Runde mit den sieben Zwergen. Es gibt 3D-Aufstellkalender und die Nachempfindung eines Kaufladens aus der Biedermeierzeit, der wohl eher bei einer wohlhabenderen Familie gestanden haben dürfte. Denn in den Schubladen verbargen sich wahrscheinlich dann doch Süßigkeiten und andere Geschenke.
Fasziniert ist Inge Sternemann vor allem von den Pop-up-Büchern, die vorwiegend aus den USA stammen. Schlägt man den vermeintlichen Lesestoff auf, öffnen sich zuvor gefaltete weihnachtliche Welten. Und es bauen sich Christbäume, Engel oder auch mal ein Elchgeweih auf. Bei einer Arbeit von Eric Carle aus San Francisco schlummert hinter jedem der Türchen eines Adventskalenders Baumschmuck, der sich an den emporschnellenden Weihnachtsbaum hängen lässt, wenn man das Pop-up-Buch aufschlägt.
Das Obergeschoss im Küsterhaus ist Krippen aus Papier vorbehalten. Die Krakauer Weihnachtskrippe aus Stanniol und Buntpapier lässt den Betrachter ebenso erstaunen wie eine faltbare Szopka aus Polen — was übersetzt eigentlich Schuppen heißt, aber eine Kirche meint. Einiges ist kitschig, aber eben typisch für diese Kunst. Und alles zeugt von diffiziler Fingerfertigkeit. Das gilt besonders für eine Tiroler Papierkrippe mit auf Holz aufgezogenen und ausgesägten kleinen Figuren nach Motiven von Josef Giner (um 1750).
Vervollständigt wird die Ausstellung mit kleinen Guckkästen, die auch mal eine nicht religiöse Theaterszene aufgreifen und deren Figuren zum Teil so winzig sind, dass bei der Herstellung eine Lupe ein unverzichtbares Utensil gewesen sein muss.
“ Altes Küsterhaus, Düsseldorfer Straße 6 in Büderich; Eröffnung am Sonntag um 12 Uhr mit einer weihnachtlichen Einstimmung durch russlanddeutsche Kinder.