Rosemarie Vogelsang: „Die älteste Mitarbeiterin der Stadtverwaltung“
Rosemarie Vogelsang ist die 28. Preisträgerin der vom Heimatkreis Lank verliehenen Jacobsleiter.
Lank. Die Preisträgerin der Jacobsleiter 2013 ist ein Original. Wenn Rosemarie Vogelsang, 83 Jahre alt, den Verantwortlichen in Sachen Denkmalschutz die Leviten liest, macht sie dies auf eine so unnachahmliche Art, direkt und doch mit einem Augenzwickern, dass ihr niemand böse ist. Ihre Autorität in Sachen Historie, hier besonders Haus Meer, ist unbestritten. Ihre Ausdauer auch.
„Sie ist die älteste Mitarbeiterin der Stadtverwaltung und erscheint jeden Tag an ihrem (ehrenamtlichen) Arbeitsplatz“, lobt Laudator Franz-Josef Radmacher, Vorsitzender des Heimatkreises Lank. Im Rahmen des traditionellen Nikolausabends in der Teloy-Mühle erhält die 28. Preisträgerin aus seiner Hand Medaille und Urkunde, die auf Pastor Wilhelm Jacobs verweisen, der im 18. Jahrhundert in Lank seelsorgerisch, aber auch heimatkundlich tätig war.
Vogelsang sei zwar im Rechtsrheinischen geboren, aber über diesen „schwarzen“ Fleck auf ihrer Weste sieht Radmacher großzügig hinweg. Seit 1979 lebt die studierte Historikerin und Archäologin, die an der Universität Köln über romanische Kirchen im Mittelalter promovierte, aber bereits an der Gonellastraße in Lank. Seit 1992 in Pension, widmet sie sich seitdem mit Begeisterung dem Gelände Haus Meer, dessen Gartenplanung sie dem Landschaftsarchitekten Josef Clemens Weyhe zuordnen konnte. Jüngst lokalisierte sie die Burgkapelle des Castrum Mere, also der Burg der Grafen von Are-Meer, auf dem Gelände Haus Meer. „Schade, ich habe dazu keine Reaktion, kein Dankeschön aus Büderich gehört“, sagt Vogelsang lakonisch.
Bemerkenswert sei auch ihre handwerkliche Fertigkeit, erzählt Radmacher. So hat Vogelsang, die sich ihren Lebensunterhalt als Volksschullehrerin verdiente, eine Lesepultdecke aus dem 16. Jahrhundert mit dem Bildnis der Hildegundis von Meer nachgestickt. Diese hatte sie in einem Berliner Museum entdeckt und so nebenbei die bis dahin geltende Identifizierung als Hildegard von Bingen korrigiert.
Radmacher lobt auch ihr Engagement in Sachen Nazi-Vergangenheit. Erst kürzlich hat die alte Dame beim Gedenken an die Reichspogromnacht eindrücklich das Wort ergriffen und dem Vorurteil widersprochen, dass der normale Bürger nichts von den Umtrieben der Nazis bemerken konnte.