Rote Karte gegen Gewalt
Initiative: Stephanie zu Guttenberg ist Schirmherrin einer Kampagne gegen Kindesmissbrauch in Sportvereinen.
Rhein-Kreis Neuss. Erst im Mai erhielt sie den Ehrenpreis des Deutschen Kinderpreises, seit Jahren kämpft Stephanie zu Guttenberg gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern. Gestern war die Frau des Verteidigungsministers aus Bayern nach Neuss gekommen, um die Kampagne "Zeig’ die rote Karte" als Schirmherrin zu unterstützen. Mit Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, seinem Vertreter Jürgen Steinmetz sowie privaten Partnern aus Sport und Wirtschaft startete die Freifrau die Aktion im Rhein-Kreis Neuss.
Stephanie zu Guttenberg erschien stilsicher im dunklen Kleid mit taubenblauer Strick-Cardigan und goldenen Chandelier-Ohrringen. Sie kam aber nicht ins Kreishaus, um an der Seite ihres Mannes zu repräsentieren, sondern mit einem ernsten Anliegen. Seit fünf Jahren engagiert sich die Freifrau, selbst Mutter zweier Töchter, in der Kinderhilfs-Organisation "Innocence in Danger". Sie ist Präsidentin der deutschen Sektion des Vereins. Wenn die 33-Jährige über ihre Wohltätigkeitsarbeit spricht, merkt man gleich wie sehr ihr das Thema am Herzen liegt. Und so war es für Jürgen Steinmetz wohl auch ein Leichtes, sie für die Kampagne zu begeistern.
Ziel ist es, in der Öffentlichkeit und insbesondere in den Sportvereinen Bewusstsein und Sensibilität für eine gewaltfreie Atmosphäre zu schaffen. Zur Initiative gehören Auftritte auf Internetseiten, Plakat- sowie Anzeigenserien, T-Shirts, Buttons, Verhaltenstipps und Seminare. Die rote Karte soll dabei in Schulen und Vereinen das Bewusstsein für eine gewaltfreie Atmosphäre schärfen. Am 6. Oktober ist ein Vereinssporttag geplant, im März 2011 soll ein Seminar für Übungsleiter stattfinden. "Wo der Verdacht auftaucht, ist dringend Expertenhilfe gefragt. Missbrauch ist ein himmelschreiendes Verbrechen, bei dem man nicht wegsehen darf", sagte die Schirmherrin. "Täter suchen die Nähe zu Kindern, also werden sie oftmals versuchen, sich dort zu engagieren, wo sie diese Nähe haben. Die Gelegenheiten in Sportvereinen ist groß. Da müssen wir handeln."
51 angezeigte Fälle von sexuellem Missbrauch gab es laut Kreisjugendamt 2009 im Kreisgebiet. Experten sprechen von einer viel höheren Dunkelziffer. "80 bis 90 Prozent der Übergriffe finden im direkten Umfeld statt", erklärt Julia von Weiler, Geschäftsführerin von Innocence in Danger.
Sie plädiert für ein Führungszeugnis bei Übungsleiterin als Sicherheit. Julia von Weiler hat vor fünf Jahren die erste bundesweite Hotline gegen Kindesmissbrauch eingerichtet. "Wichtig ist es, Strukturen zu schaffen, um einem Kind zu helfen", sagt sie. Häufig trauen sich Kinder nicht, über den Missbrauch zu sprechen, denn in den meisten Fällen besteht ein Vertrauensverhältnis zum Täter, so von Weiler. "Ein Kind muss sich im Schnitt erst an acht Erwachsene wenden, damit es gehört wird. Das müssen wir ändern."