Runder Tisch ist gefordert
Kritiker wollen offen und umfassend diskutieren.
Meerbusch. Applaus gibt es am Dienstagabend erst 15 Minuten vor dem Ende der Sitzung im Pfarrzentrum an der Gonellastraße in Lank. Den erhält aber nicht der frisch und einstimmig gewählte Pfarrgemeinderatsvorsitzende Thomas Stelzer-Rothe, sondern der Gast Klaus Mock. Der forderte klar die Einrichtung eines Runden Tischs, an dem „alle, aber auch alle Probleme öffentlich und für alle Gläubigen“ besprochen werden und nach Lösungen gesucht werden müssten.
Mock sprach vielen Zuhörern aus der Seele. Sie waren nicht gekommen, um die detaillierte Textkritik von Pfarrgemeinderatsmitgliedern an den zahlreichen Sitzungsprotokollen zu verfolgen. Sie kamen, weil sie nach viel Streit und auch persönlichen Verletzungen auf eine Diskussion über die Struktur und Zukunft der Pfarrgemeinde Hildegundis von Meer hofften. Denn diese zwangsgegründete Gemeinschaft der Gemeinden funktioniert nach Ansicht zahlreicher Kritiker nicht: Langjährige engagierte Ehrenamtler fühlen sich in dem neuen Gebilde und von der neuen Führung um Pfarrer Norbert Viertel ausgebremst, sehen ihre Arbeit nicht gewürdigt, ziehen sich zurück. Was auch die, die trotz Unzufriedenheit geblieben sind, wollen, formuliert Mock: „Wie können wir das Gemeindeleben, das es vor Ort gibt, nach Möglichkeit erhalten, statt es plattzumachen, und die Menschen vor Ort mitnehmen?“ Da seien die gewählten Vertreter gefordert: „Der Pfarrgemeinderat vertritt die Gemeindemitglieder nicht so, wie er es sollte.“
Thomas Stelzer-Rothe hatte bei der Aufstellung der Tagesordnung nichts dafür getan, sein wiederholtes Bekenntnis zum kritischen Dialog („Sie laufen bei mir offene Türen ein“) zu dokumentieren, und auch angesichts der Besucherschar sah niemand eine Veranlassung, die Tagesordnung zu ändern: Trotz der Erkenntnis, dass man für die Kontroverse Zeit benötige, setzte Stelzer-Rothe den Punkt „Aussprache“ unter Verschiedenes an die letzte Stelle. Das sei ebenso vorsätzlich geschehen wie man zuvor durch die langatmige Verlesung des Hirtenbriefs und die Kandidatenvorstellung Zeit geschunden habe, schimpften Zuhörer, von denen nicht wenige die Sitzung am Ende „mit erheblichen Bauchschmerzen“ verließen — trotz Stelzer-Rothes Versicherung, dass sich ein „Runder Tisch“ in seinen Ohren gut anhöre: „Nehmen Sie mir das ab, dass wir die Probleme ernst nehmen. Sonst kriegen wir die Pfarre nicht auf die Schiene.“ Es müsse „ehrlich und offen innerhalb der Familie“ diskutiert werden.
Festgestellt wurde in den wenigen verbleibenden Minuten, dass es Verletzungen, Enttäuschungen und verlorenes Vertrauen auf allen Seiten gibt. Ob das heilbar ist, wurde offen bezweifelt.