Schlemmen hinter historischem Gemäuer
In zahlreichen Baudenkmälern haben sich heute gastronomische Betriebe angesiedelt.
Die dreiflügelige Backsteinanlage mit den grünen Fensterläden des ehemaligen „Blomerhof“ an der Dorfstraße beispielsweise wurde erstmalig 1373 erwähnt. Pate für die Namensänderung im Jahr 1930 in „Lindenhof“ sind die Linden am nahe gelegenen Alten Kirchturm. Noch heute bildet das Gebäude den Abschluss der alten Kernbebauung des Dorfes Büderich.
Gastronomie hat dort Tradition. Seit 2012 wird sie von Joachim Fricke und Otmane Khairat im „Winelive“ gelebt: „Wir fühlen uns hier sehr wohl“. Wie aber macht sich der Denkmalschutz bemerkbar? „Die Meerbuscher Behörden sind kooperativ, die Untere Denkmalbehörde dagegen streng“, sagt Khairat. Eine Markise statt der Sonnenschirme im Außenbereich sei nicht möglich. Im „Lindenhof“ steht nur die Fassade unter Denkmalschutz, im Innenbereich sei aber vieles erlaubt.
Das gilt auch für das 1775 als kleines Gehöft mit Hausbrennerei und Gastwirtschaft im damaligen Brühl erbaute Gebäude an der Moerser Straße 8. Häufig wird der Zusatz „ältestes Gasthaus in Büderich“ genannt. Aber ob das zutrifft, ist nicht bewiesen. Dort, wo bis 2015 die Traditionsgaststätte „Peters“ war, führt Anthony Sarpong im reduziert-modernen Ambiente Kochschule und Restaurant unter einem Dach. Mit dem Denkmalschutz habe es noch keine Probleme gegeben: „Alle Anträge wurden bisher bewilligt“ so Sarpong. Schwierig war die Nutzungsänderung für eines der ältesten Gebäude, Gut Dyckhof im Ortsteil Niederdonk. 1391 urkundlich erwähnt, wurden die Scheunen und Stallungen Mitte 1997 vom Bauherrn Werner Verhülsdonk erworben und Nutzungsänderung beantragt. „Wegen der Komplexität ging dieses Projekt durch diverse Ausschüsse der Stadt und musste auch bei der Oberen Denkmalbehörde auf Zustimmung stoßen“, sagt Geschäftsführer Peter Verhülsdonk.
Da es sich dort um ein Bodendenkmal handelt, mussten 107 Punktfundamente erstellt werden: „Außerdem wurden unzählige alte Dachziegel erst aufwendig von Hand abgetragen, um später dann doch im Schuttcontainer entsorgt zu werden“. Letztendlich sei es gelungen, den Charme eines denkmalgeschützten Anwesens mit Attributen der Neuzeit zu vereinen. „Es ist ein Vorteil, dass bei derartigen Gebäuden die Historie mitspielt und sie sich von den modernen Einheitsbauten abheben“, so Verhülsdonk.
Die „kleinste Kneipe der Stadt“, das „La Pähd“, ist ursprünglich geblieben, extrem urig und punktet mit einer speziellen Atmosphäre. Diese möchte Benjamin Dünnwald auf jeden Fall erhalten. Denkmalgeschützt ist nur die Außenfassade. Trotzdem erzählt der Pächter, dass jede Veränderung angemeldet werden muss: „Unsere Anfrage nach einem Neuanstrich wurde schon zweimal abgelehnt.“
Wie alle Gastronomen, die ihre Gäste in ursprünglichen Gemäuern bewirten, weisen auch Aziz Boulhrir und Sebastian Heinen daraufhin, dass Denkmalschutz nicht mit Nostalgie verwechselt werden darf. Die Gastronomen liefern mit der Sanierung der „Alten Weinschenke“ — früher „van Dawen“ — und einer gelungenen Mischung aus Alt und Moderne ein überzeugendes Beispiel.
Ohnehin beherbergt der Platz nahe der St. Stephanus-Kirche in großer Zahl Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. 1749 etwa wurde das Backstein-Haus erbaut, in dem heute Ciro Cinque im Restaurant „Cinque Pomodori“ Gäste bewirtet. Diese Immobilie ist als „Teil des alten Marktplatzes und Beitrag zur dörflichen Gestaltung“ erhaltenswert.