Brauchtum in Meerbusch Zwei Vogelschießen in Langst-Kierst
Meerbusch · Nicht nur der neue Souverän der Rheingemeinde wird am Wochenende ermittelt, sondern auch der neue Stadtschützenkönig.
Auf Schützenfestbegeisterte wartet an diesem Wochenende mit dem Vogelschießen der St. Martinus-Bruderschaft und dem Stadtschützenkönigsschießen ein strammes Programm in Langst-Kierst.
Den Auftakt machten die Martinus-Schützen bereits gestern mit der Feier Grün-Weißen Nacht. DJ Mario von Curlysound legte im Festzelt an der Ilvericher Straße auf und brachte die Stimmung unter den noch in zivil erschienenen Festbesuchern zum Kochen. Bei vollem Zelt war der Vorstand sichtlich zufrieden mit dem gelungenen Auftakt.
Heute enden für den aktuellen Monarchen Robert I. Mertens und seine Königin Steffi nun aber unweigerlich vier lange Jahre auf dem Langst-Kierster Schützenthron. Um 16 Uhr werden die Schützen unter dem Kommando von General Jakob Brocker am Festplatz erwartet. Dort sind bereits Königs- und Prinzenvogel im Kugelfang befestigt und erwarten den Wettkampf um den besten Schützen. Schließlich wird auch der Nachfolger von Prinz Andreas Brocker ermittelt. Eine Langst-Kierster Besonderheit beim traditionellen Vogelschließen: Auf den Nachwuchsvogel dürfen Schützen bis 30 Jahre anlegen. Damit die Schützenbrüder den Strapazen auch wirklich gewachsen sind, haben sie sich zuvor beim Biwak des Königs gebührend gestärkt und in lockerer Runde auf das anstehende Festtreiben angestoßen.
Wenn die Vögel dann erwartungsgemäß gefallen sind, folgen Proklamation und Festabend. Der Königsgalaball beginnt um 20 Uhr mit der Coverband Teamwork. Natürlich wird bei dieser Gelegenheit das neue Königshaus mit Majestäten und Ministern dem brauchtumsbegeisterten Volk vorgestellt und auch Gratulationen aus den Reihen der Brauchtumsfreunde dürfen nicht fehlen, bevor bis in die Nacht gefeiert wird.
Für das Fest waren bereits im Vorfeld umfangreiche Vorbereitungen nötig. So nutzte König Robert I. Mertens mit seiner Königin Steffi bereits vor zwei Wochen die Gunst der Stunde und lud Vorstand und Kompanievertreter zum Silberputzen. Im Rahmen eines gemütlichen Abends dankte der scheidende Souverän dabei auch seinen vielen Unterstützern, die ihm die längste Regentschaft nach dem Krieg verkürzt hatten. Bedingt durch die Festausfälle durch Corona regierte das junge Königspaar immerhin vier statt der üblichen drei Jahre über die örtlichen Schützen. Ein Aufgeben kam aber natürlich nicht in Frage. Vorgestellt wurde an diesem Abend durch Präsident Dirk Humborg auch der neue Oberst Sebastian Platen, der in diesem Jahr seinen langjährigen Vorgänger Ludger Münker abgelöst hat.
Schützen suchen am Sonntag ihren „König der Könige“
Das Silberputzen hat im Meerbuscher Norden eine lange Tradition und gibt den Königen stets die Gelegenheit, Mitglieder aus Bruderschaft und Vereinen im Ort auf das gemeinsame Heimatfest einzustimmen und die Verbundenheit untereinander zu stärken.
Gesellig beginnt auch der morgige Sonntag nach dem Gottesdienst in der St. Martinuskapelle (9.30 Uhr) mit dem Familienfrühschoppen. Das ganze Dorf ist herzlich eingeladen, mit der Bruderschaft einen gemütlichen Vormittag zu verbringen.
Da Robert I. zugleich auch Stadtschützenkönig ist und traditionell dessen Bruderschaft das nächste Stadtkönigsschießen ausrichtet, wird das eigene Vogelschießen am Sonntag nicht mit dem Frühschoppen enden, sondern einen weiteren Höhepunkt aufweisen. Ab 12 Uhr werden die Schützenkönige der Meerbuscher Vereine und Bruderschaften auf den Vogel anlegen, der einen von ihnen zum „König der Könige“ machen wird. Der Wettbewerb wird seit 1990 in unregelmäßigen Abständen ausgetragen und geht auf eine Initiative von Karl-Heinz Rütten zurück, der seither vergebens hofft, die Würde auch einmal in seinen Heimatort Strümp zu holen. Strümp ist tatsächlich der einzige Stadtteil, der hier bisher leer ausgegangen ist. Das kleine Langst-Kierst konnte dagegen mit Karl Laugomer (1993), Helmut Humborg (1994), Franz-Josef Münker (1996), Holger Amelung (2017) und Robert Mertens (2019) die meisten der bisher 13 Stadtkönige stellen. Als erster hatte übrigens 1990 der bereits verstorbene Büdericher Monarch Wolfgang Panzer diese Würde erringen. Durch die Initiative von Willi Vieten trifft sich dier Club der noch lebenden Stadtkönige, ergänzt durch Michael Börgers und Karl-Heinz Rütten als „Ehrenmitglieder“, vier Mal im Jahr zu einem gemeinsamen Essen. Auch an Schützenfesten nehmen sie gelegentlich gemeinsam teil.
Im Anschluss an den Wettbewerb in Langst-Kierst nimmt der neue Stadtschützenkönig noch die Parade der Schützenabordnungen ab, bevor das Fest mit dem Dämmerschoppen ausklingen wird. Groß gefeiert wird erst im nächsten Jahr das Schützenfest und im übernächsten ein Bürgerfest. Damit soll nun endlich im zweiten Anlauf der bereits vor der Corona-Pandemie beschlossene, neue dreijährige Festrhythmus umgesetzt werden.
Aktuell gehören der 1858 gegründeten St. Martinus-Bruderschaft 125 Schützenbrüder an, von denen ein Dutzend die Schützenjugend unter 25 Jahren darstellen.