Selbstverteidigungskurse werden bei Frauen zunehmend beliebter

Hans-Jürgen Barbarino gibt im Jugendzentrum OaseTipps zur Abwehr von Angriffen.

Selbstverteidigungskurse sind nichts Neues, und dass vor allem Mädchen und Frauen immer wieder Opfer sexualisierter Gewalt werden, ist traurige Realität. Doch seit den Übergriffen in der Silvesternacht häufen sich die Angebote für Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurse — auch in Meerbusch. Im katholischen Jugendzentrum Oase bietet der Diplom-Sozialpädagoge und Taekwondo-Trainer Hans-Jürgen Barbarino schon seit Jahren Selbstverteidigungskurse an. Seit vergangener Woche läuft wieder ein Kurs. „Rund 20 Teilnehmer, vor allem junge Frauen, sind dabei“, sagt Barbarino. „Es ist schon auffällig. So viele waren es noch nie.“ Unabhängig von der aktuellen Diskussion findet es Barbarino sinnvoll, Selbstverteidigung zu erlernen.

Hans-Jürgen Barbarino, Taekwondo-Trainer

Ein paar Grundsätze zählt er auf: „Eine gute Zeit auf 100 Metern ist die beste Verteidigung“ — das heißt, bei der Verteidigung geht es erstmal darum, dem Angreifer zu entkommen. „Wenn man sich wehrt, muss man es auch durchziehen.“ Der Angreifer hat immer eine niedrigere Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, als das Opfer. Wer sich wehrt, darf aber nicht wahllos Gewalt anwenden, auch für Notwehr gilt der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Wenn also jemand mit einem Stock angreift, dürfe man nicht mit einer Pistole auf ihn schießen, erklärt Barbarino. Trotzdem muss man in der Selbstverteidigung versuchen, von der Defensive in die Offensive zu kommen.

Deswegen heißt der dritte Grundsatz: „Den Gegner überraschen.“ Der rechnet etwa nicht damit, dass sein potenzielles Opfer einen Schritt auf ihn zu macht oder seine Hand festhält, statt sie abzuwehren. Trainer Barbarino erklärt vier Tricks für vier häufig vorkommende, brenzlige Situationen

Um sich aus der Umklammerung zu befreien, beide Hände mit einer schwungvollen Bewegung nach innen drehen und einen Schritt nach vorne machen, Handflächen in der Drehung nach oben ziehen, die Faustrücken hauen auf die Schlüsselbeine.

Als erstes die Hand des Angreifers festhalten. Dann mit der freien anderen Hand den kleinen Finger des Angreifers fassen und über den Handrücken nach hinten überdehnen. Wichtig ist, dass man seinen Daumen als Hebel einsetzt.

Das Knie hochreißen und in die Magengrube oder die Genitalien rammen, der Angreifer krümmt sich, dann mit Schwung den Arm in den Nacken schlagen.

Eine Drehung mit dem ganzen Oberkörper aus der Hüfte machen und dabei den Arm hochnehmen, als ob man damit zum Mond greifen würde. Das Achselgelenk bricht den Widerstand der würgenden Hände.