Shakespeare als Puppentheater für Kinder
Zwei Meerbuscher führen das Stück „Sturm“ beim Shakespeare-Festival in Neuss auf.
Shakespeares „Sturm“ verständlich für Kinder aufführen — eine leichte Aufgabe ist es nicht, die sich die beiden Puppenspieler Elke Schmidt und Christian Schweiger auferlegt haben. „Wir haben schnell zugesagt und dann erst gemerkt, dass es sehr schwierig wird“, sagt Schweiger ehrlich. Als passionierte Zuschauer des Neusser Shakespeare-Festivals wie auch als Künstler wussten sie um die Bedeutung der Einladung zum Festival, aber dennoch: Die „Riesenmenge Text“, so viele Figuren — wie sollte das in eine Form gebracht werden, die einerseits dem Autor gerecht wird, andererseits Kinder bei der Stange hält?
Kurz vor der Premiere aber ist das „Bauchgrimmen“ der Anfangszeit, wie Elke Schmidt sich lachend erinnert, längst der Sicherheit gewichen, dass das Konzept funktioniert. Dafür war das Zweierteam des Meerbuscher Seifenblasen-Theaters gar in Klausur gegangen, hatte sich mit Regisseurin Dörte Kien in einem Franziskanerkloster in der Eifel einquartiert und alles noch mal „ordentlich durchgefegt“, wie Schweiger sagt. Das hatte auch einen ganz praktischen Grund: „Wir sind nur zwei Spieler mit vier Händen“, erklärt Elke Schmidt, die sich deswegen im Stück auch in die Hauptfigur Prospero verwandelt. „Das bedeutet immerhin eine Puppe weniger“, sagt sie und lacht. Denn auch so sind noch genug Figuren übrig geblieben: sieben (der eigentlich 21 Figuren des Stücks) werden von der Hand geführt — an Fäden oder ganz direkt, denn auch Handpuppen gehören zum Personal des Puppentheaters.
In 55 Minuten wird nun die Geschichte von Prospero, dem ehemaligen Herzog von Mailand, der von seinem Bruder Antonio durch eine Intrige aus dem Amt gedrängt wurde, erzählt. Nicht nur für das Festival, bei dem zum ersten Mal eine Produktion für kleine Zuschauer gezeigt wird, ist die Puppen-Inszenierung eine Premiere. Auch Schmidt und Schweiger stehen zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder gemeinsam auf einer Bühne.
Bislang war Schweiger meistens für die Technik verantwortlich, während Schmidt spielte. „Nun müssen wir wieder lernen, aufeinander zu hören“, sagt Schweiger schmunzelnd. Und den Text, den die beiden in eine einfache und verständliche Sprache übertragen haben, mussten sie auch erst lernen. „Wir singen auch viel“, sagt Schweiger und prophezeit: „Da wird einiges im Ohr hängenbleiben.“ Das Seifenblasen-Theater will die Produktion nach dem Festival in sein Repertoire aufnehmen.
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