Streit um Osterather Vikarie setzt sich fort
Politiker stellen infrage, ob die Stadt bei dem derzeitigen Eigentümer dieselben Denkmalschutzauflagen stellt wie in einem alten Fall.
Die Sanierungsarbeiten an der Alten Vikarie in Osterath sorgen weiter für Streit — allerdings geht der jetzt in eine andere Richtung, als zu erwarten war. Im Kulturausschuss diskutierte die Politik weniger über die Frage, ob das Überputzen des Fachwerks denkmalgerecht ist, als vielmehr darüber, ob die Meerbuscher Verwaltung beim Denkmalrecht mit zweierlei Maß misst. Diese Vermutung äußerte implizit Franz-Josef Jürgens (CDU), als er fragte: „Hat der neue Käufer das Objekt denkmalgerecht saniert oder nicht?“
Zum Hintergrund: 1999 hatte schon einmal ein Privatmann die Vikarie erworben. Sie liegt mitten im Dorfkern, wirkt als Bauwerk prägend für Osterath. Für den ersten Käufer gab es strenge Denkmalauflagen, die in einem Rechtsstreit der Stadt mit dem Eigentümer mündeten. Der Eigentümer verlor, es folgte ein Baustopp und jahrelanger Stillstand.
Vor einem Jahr hat dann ein Meerbuscher Privatmann die Vikarie für 75 000 Euro bei einer Auktion in Köln erworben. Er saniert jetzt umfassend, bringt unter anderem Dämmplatten außen an. Die Meerbuscher Kulturpolitiker fragen sich jetzt, ob die alten Auflagen, die der frühere Eigentümer hatte, für den neuen Besitzer immer noch gelten.
Der städtische Beigeordnete Just Gérard konnte darauf zunächst keine Antwort geben. „Wir haben wieder bei Null angefangen“, sagte er nur und verwies auf eine Auflistung der Auflagen, die nachgereicht würden. Weiter sagte Gérard: „Juristisch gilt: Der jetzige Eigentümer hat eine Baugenehmigung.“ Die Untere Denkmalbehörde habe dem neuen Eigentümer eine Genehmigung erteilt. „Wir haben nicht die Kompetenz, die Arbeit still zu legen“, sagte Gerárd.
Torsten Schmitt (Grüne) merkte an, dass viele Interessenten wegen der Denkmalauflagen vom Kauf der Immobilie Abstand genommen hätten. Würden die Auflagen jetzt nicht mehr gelten, wäre dies ärgerlich.
Der eigentliche Grund der Sondersitzung war der Wunsch der FDP, wegen des verschwindenden Fachwerks einen Stopp der Arbeiten und neue Denkmalauflagen der Stadt für den Investor zu diskutieren. Der Beigeordnete Just Gérard betonte, dass schon der Urzustand des Hauses fehlerhaft gewesen sei. „Es ist kaputt saniert worden.“ Es gebe Windrisse, große Fugen, Fehler in der Außenhaut. „Dieses Fachwerk ist kein Schaufachwerk, es ist ein armes Fachwerk.“ Vom ursprünglichen Fachwerk seien nur 20 bis 30 Prozent erhalten.
Die Mehrkosten für eine Restaurierung als Fachwerkhaus lägen bei 80 000 Euro. Auch ein Putzbau entspreche dem Denkmalschutz, sagte Gérard und argumentierte: „Wenn man immer nur den ersten Stand eines Gebäudes als den erhaltenswerten Denkmalzustand definiert, müsste man viele Burgen abreißen.“
Offen ist, welche Farbgebung der neue Putz erhält. „Das wird noch diskutiert“, sagte Denkmalschützerin Stephanie Roters. FDP-Fraktionschef Klaus Rettig denkt jetzt sogar darüber nach, einen Antrag zu stellen, das Haus aus dem Denkmalschutzprogramm zu nehmen.