Therapieklinik Osterath: Soziales Jahr soll Lücke schließen

Zivildienst: Die Verkürzung der Dienstzeit von neun auf sechs Monate sorgt für Probleme in der Pflege – zum Beispiel in der Therapieklinik.

Osterath. Die Verkürzung der Zivildienstzeit von neun auf sechs Monate ab dem 1. Oktober wird für Krankenhäuser oder Altenheime zum Problem. Längst sind die Kurzzeithelfer unentbehrlich in der Pflege geworden.

In der St.Mauritius-Therapieklinik hofft man, den erwarteten Engpass durch Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahres auffangen zu können. Die bieten durch ihre Einsatzgarantie von zwölf Monaten nicht nur Planungssicherheit, sondern sind in der Regel auch motivierter.

Jens Schulze hat sich ganz bewusst für das Soziale Jahr in der Osterather Klinik entschieden. Nach dem "Luxus im Hotel Mama" wollte der 21-Jährige "arbeiten lernen, denn es kann ja nicht sein, dass man nach der Ausbildung einen Beruf ergreift und vorher noch nie wirklich gearbeitet hat".

Schulze hilft, wo er gebraucht wird: Frühstück verteilen, Zimmer saubermachen, Blutdruck messen. "Anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, einem Patienten beim Gang auf die Toilette zu helfen - inklusive Hintern abputzen.

Im Lauf der Zeit habe ich aber gelernt, dass auch solche Aufgaben dazugehören." Für ihn sei das Soziale Jahr Teil eines Reifeprozesses: "Man lernt Durchhaltevermögen, auch das Selbstbewusstsein wird gestärkt."

Barbara Beeg, stellvertretende Pflegedienstleiterin an der Therapieklinik, hat wenig Verständnis für die Verkürzung des Zivildienstes. "Zwei bis drei Monate benötigen die Zivis, um sich einzugewöhnen.

20 Tage Urlaub stehen ihnen zu, vier Wochen sind sie zu Seminaren weg. Das lohnt sich bei sechs Monaten kaum noch." Sie könnte sich daher prinzipiell gut vorstellen, die Anzahl der Plätze für das Soziale Jahr aufzustocken. 14 sind es momentan, "doch mehr als zwölf kriegen wir meist ohnehin nie besetzt".

Andreas Kus ist einer von zehn Zivildienstleistenden in Osterath. Er kümmert sich hauptsächlich darum, dass die Patienten von ihren Zimmern zu den verschiedenen Therapien gelangen.

Kus kann die Entscheidung, die Einsatzzeit der Zivis zu verkürzen, ebenfalls nicht nachvollziehen - und nennt dafür noch einen ganz anderen Grund: "Dann hätte ich sechs Monate Leerlauf. Mit der Zeit kann ich bis zum Studium doch nichts anfangen."