Training: Souverän in Konflikten
Schüler der Raphaelschule lernen, mit verbaler oder körperlicher Gewalt umzugehen.
Strümp. Eskalierende Konfliktsituationen auf dem Schulhof sind trauriger Alltag. Wie man sich einer bedrohlichen Situation entziehen kann, das wissen seit gestern Schüler der Klassen fünf bis zehn der Raphaelschule, die an dem Workshop „Stark im Konflikt“ — konzipiert von den Theaterregisseuren Simon Steimel und Tina Menschner — teilgenommen haben.
Zusammen haben sich die Zehn- bis 17-Jährigen zuvor das Theaterstück „Tatverdächtige“ angeschaut, das Ursachen und Auswirkungen von Gewalt in Szene setzt. In Gruppen von zehn bis zwölf Schülern wurde im Anschluss geübt, wie die Jugendlichen körperlicher und verbaler Gewalt sowie Mobbing begegnen können.
Dabei müsse differenziert werden, wo man sich befinde, betont Coach Ronnie Wellnitz: „Die Straße hat andere Spielregeln als der Schulhof. Im öffentlichen Raum ist der Versuch legitim, eine Provokation durch Ignorieren entschärfen zu wollen. In der Schule begegnet man sich jedoch jeden Tag aufs Neue und will nicht als Angsthase gelten.“ Wellnitz rät in diesem Fall, nach Möglichkeit mit einem intelligenten Spruch sein Gegenüber aus der Fassung zu bringen.
Die Raphaelschüler seien sehr diszipliniert und konzentriert gewesen, lobt Simon Steimel, der ähnliche Workshops auch für Eltern oder Lehrer anbietet. Das Training sei keineswegs an bestimmte Schulformen gebunden. „Gerade in Gymnasien zeigen sich Jugendliche oft bis zum Schluss verschlossen und wollen nicht eingestehen, dass zum Beispiel Mobbing an ihrer Schule ein Thema ist. Das funktioniert ja auch am besten, wenn es unter den Teppich gekehrt wird.“
„Normale Hänseleien gibt es auch bei uns, Mobbing hoffentlich nicht“, sagt Schulleiter Armin Hellmich. Er versuche, eine derartiges Problem, wenn es auftaucht, sofort offen anzusprechen und aus der Welt zu schaffen. Bei Mobbing im Internet seien ihm jedoch die Hände gebunden: „Ich kann keinem Schüler etwas verbieten, was er in seiner Freizeit macht.“ Aber auch Verunglimpfungen im Netz würden in dem Konflikttraining thematisiert, sagt Wellnitz: „Man muss dem Schüler vor Augen führen, dass die Anonymität dabei keineswegs immer gegeben ist und er mit rechtlichen Konsequenzen rechnen muss.“