Trickserei mit „Lex Lank“

Wie die Siedlung an Kierster und Nierster Straße in den 30er Jahren entstand.

Lank-Latum. Seit 1910 gehören Lank und Latum zusammen. Mit dem heutigen Stadtteil hatte die Dorfgemeinschaft zu dieser Zeit jedoch nur wenig gemein. „An der Rheinstraße hinter dem Friedhof war Schluss, Kierster und Nierster Straße waren freies Feld“, erzählt der Historiker Mike Kunze, der auf Einladung des Heimatkreises Lank über die Entstehung der Arbeitersiedlung in Lank-Latum berichtete.

Osterath galt als der benachbarte Industriestandort, im Norden des heutigen Meerbuschs hatten vor allem Bauern das Sagen. Ausnahme: die Celluloidwerke. Als der Krefelder Hafen ab 1917 zunehmend ausgebaut wurde, vergrößerte sich die Wohnungsnot für Arbeiter. Es gab verstärkte Anfragen vom Landkreis nach Bauland, doch Bürgermeister Eugen Connemann sträubte sich: Arbeiter bringen Probleme, aber kein Geld mit, so seine Meinung.

Als das Amt Lank 1929 Gellep-Stratum an die Stadt Krefeld verlor und das Steueraufkommen um 30 Prozent sank, setzte langsam ein Umdenken ein. Doch erst mit dem Siegeszug der NSDAP — Connemann wurde 1934 aus dem Amt gejagt, Gustav van Beek wurde zum Bürgermeister — nahm der Druck zu. Der Siedlungsbau in Lank-Latum begann.

„Die NSDAP schrieb sich diesen Durchbruch auf die eigenen Fahnen. Fakt ist, dass diese Entwicklung ohnehin nicht aufzuhalten gewesen wäre“, sagt Kunze. Den Auftrag für die ersten zehn Eigenheime an der Kierster Straße — die Nierster Straße folgte später in einem zweiten Bauabschnitt — erhielten die Rheinischen Heimstätten aus Düsseldorf. 800 Quadratmeter waren die Parzellen groß, vorgegeben waren für eine staatliche Förderung eigentlich 1000 bis 1500. „Das war die Lex Lank“, so Kunze.

Für den Hausbau benötigte ein Arbeiter damals rund 6000 Reichsmark. Möglichkeiten, ein Darlehen aufzunehmen, gab es viele, der Betrieb steuerte auch etwas bei und die Gemeinde forderte weder die Kosten für Vermessung oder Grundbucheintrag ein noch wurden Anliegerbeiträge oder Grunderwerbssteuer erhoben.

So kam auch ein Wilhelm Pricken aus Ilverich, angestellt bei Böhler und mit einer Großfamilie von sieben Personen gesegnet, 1937 zu seinem eigenen Häuschen an der Kierster Straße 20. Kunze: „In sechs Wochen war alles erledigt, nach einem halben Jahr konnte er bereits einziehen.“